Demoscene für Weltkulturerbe nominiert
Mit der Kampagne "The Art of Coding" wollen die Mitglieder der Community internationale Anerkennung erreichen.
Die Demoscene hat ihren Ursprung in Raubkopierer-Gruppen, die regelmäßig den Kopierschutz insbesondere von Computerspielen knackten und ihre Erfolge zunächst mit kleinen Grafiken und Animationen feierten. Diese Animationen wurden technisch immer aufwändiger, bis sich schließlich eine eigene Bewegung entwickelte, die nicht mehr um das Knacken von Kopierschutz, sondern um den künstlerischen Ausdruck auf teilweise obskurer Hardware drehte.
Regelmäßig treffen sich die Demoscener auf Parties wie der Revision in Saarbrücken oder der Evoke in Köln, auf denen sie die besten Arbeiten küren, in denen oft monatelange Arbeit steckt. “Es geht darum, deutlich zu machen, dass digitale Kultur dezentral, selbst-organisiert, anonym und wettbewerbsorientiert sein kann", erklärt Tobias Kopka vom Verein Digitale Kultur, der die Kampagne mit verantwortet. Mit den Jahren habe sich ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und Traditionen entwickelt, die eine Art digitales Brauchtum bildeten.
Technisches Geschick und kulturelle Bedeutung
Zum anderen verweisen die Vertreter der Demoscene auf die technische Kompetenz der Mitglieder, die es schaffen, minutenlange Demos mit Programmgrößen von 64 Kilobyte oder gar nur 4 Kilobyte zu realisieren. Dabei reizen sie auch die Grafik-Fähigkeiten von Hardware aus, die eigentlich nie dafür gedacht war – etwa einem Taschenrechner vom Typ TI-84 oder einer Pebble Smartwatch. Viele Demo-Coder arbeiten inzwischen für die Spieleindustrie.
Der Weg zur Aufnahme in die UNESCO-Liste ist aber noch lang. Die Demoscene wurde in Nordrhein-Westfalen etwa neben dem Brieftaubenwesen und dem Steigerlied auf die Kandidatenliste gesetzt. Ob sie auch auf die bundesweite Liste gelangt, entscheidet sich erst im kommenden Frühjahr. Eine ähnliche Kampagne, Wikipedia als erste digitales Kulturgut anerkennen zu lassen, war vor Jahren gescheitert.
(kbe)