Der Stern "Franz" und sein Exoplanet "Sissi": Dutzende Himmelskörper getauft
In mehr als 100 Staaten durften Interessierte ĂĽber Namen fĂĽr Sterne und Exoplaneten abstimmen. Die Ergebnisse stehen nun fest.
Mehr als 400.000 Internet-Nutzer haben mit ihrem Votum dazu beigetragen, insgesamt 112 Sternen und jeweils dort entdeckten Exoplaneten einen Namen zu geben. Das teilte die Internationale Astronomische Union mit.
Die Organisation wollte mit der Kampagne zur Namensgebung im 100. Jahr ihres Bestehens auf "unseren Platz im Universum aufmerksam machen" und zum Nachdenken darüber anregen, "wie unsere Erde von Zivilisationen auf fernen Welten gesehen werden könnte". Dank den Teilnehmern in Deutschland, Österreich und der Schweiz heißen deswegen der Stern HD 32518 nun "Mago", sein Exoplanet "Neri", der Stern HD 130322 "Mönch" und sein Exoplanet "Eiger" sowie HAT-P-14 nun "Franz" mit dem Exoplaneten "Sissi".
Hunderttausende Vorschläge gesammelt
Die Internationale Astronomische Union (IAU) ruft immer mal wieder die Öffentlichkeit dazu auf, Exoplaneten und ihre Sternen zu benennen. Damit will sie auch auf das wachsende Interesse an den Exowelten reagieren und für ihre Arbeit werben. 2015 etwa beteiligten sich mehr als 500.000 Internetnutzer an einer Abstimmung zur Benennung von 14 Sternen und 31 Exoplaneten. In der aktuellen Kampagne anlässlich des 100. Geburtstags der Organisation durften ursprünglich Menschen in insgesamt 121 Staaten und Territorien jeweils einen Exoplaneten und seinen Stern benennen. 360.000 Vorschläge sind demnach eingegangen und für 112 Paare wurden Namen gefunden.
Deutsche Teilnehmer durften den roten Riesenstern HD 32518 und seinen Exoplaneten HD 32518b benennen. Beide sind etwa 400 Lichtjahre von der Erde entfernt und mit einem Fernglas am Nachthimmel im Sternbild Giraffe zu sehen. Die Siegernamen "Neri" und "Mago" beziehen sich darauf, handelt es sich doch um einen äthiopischen Nationalpark zum Schutz von Giraffen und einen dortigen Fluss. HD 130322, der Stern des Schweizer Wettbewerbs, liegt im Sternbild Jungfrau, so wie die nun namensgebenden Berge Mönch und Eiger in der Region Jungfrau-Aletsch der Schweizer Berge liegen. Nur 242 Abstimmungsteilnehmern in Österreich ist es derweil zu verdanken, dass der Stern HAT-P-14 im Sternbild Herkules nun "Franz" heißt und sein Exoplanet "Sissi", explizit nach Charakteren des berühmten Films von 1955 mit Romy Schneider.
Wie die IAU erklärt, werden die Namen die wissenschaftlichen Bezeichnungen der Himmelskörper nicht ersetzen, sondern ergänzen. Man unterscheide zwischen "Bezeichnungen" und "Namen". Während alle katalogisierten Sterne und Exoplaneten eine oder mehrere Bezeichnungen haben, gibt es nur für einige Hundert Sterne und ein paar Dutzend Exoplaneten Namen. Letzteres hat sich mit dem Wettbewerb nun geändert. Die neuen Namen sollen in Zukunft neben den wissenschaftlichen Bezeichnungen genutzt werden, erklären die Astronomen.
Götter und Science-Fiction
Einige der nun gefundenen Namen beziehen sich auf die Welt der Götter. So haben die Dänen den Stern HAT-P-29 "Muspelheim" genannt, nach dem Reich des Feuers der nordischen Mythologie. Der dortige Exoplanet heißt Surt, nach Muspelheims Herrscher, der die Welt im Ragnarök in Flammen stecken soll. Die Franzosen haben HD 8574 Bélénos getauft, nach dem keltischen Gott des Lichts, den zugehörigen Exoplaneten Bélisama nach der Göttin des Feuers. Die Niederländer dagegen haben sich für die Namen von Kunstwerken entschieden und ihren Himmelskörper (HAT-P-6) "Sterrennacht" (nach van Gogh) und "Nachtwacht" (nach Rembrandt) benannt.
In Polen, Schweden und der Tschechischen Republik fand sich derweil Science-Fiction als Namenspate: BD+14 4559 heißt jetzt "Solaris" und der dortige Exoplanet "Pirx" (beide nach dem polnischen Autor Stanisław Lem), HD 102956 wurde auf "Aniara" getauft, sein Exoplanet auf "Isagel" (beide nach dem Werk des Schweden Harry Martinson) und XO-5 heißt nun "Absolutno", der Exoplanet dort "Makropulos" (nach Karel Čapek).
Reisewerbung fĂĽr das Sonnensystem und Exoplaneten (18 Bilder)
(Bild: NASA-JPL/Caltech)
(mho)