Deutliche Mehrheit zahlte nicht für Radiohead-Download

Zahlen der Marktforscher von Comscore zufolge haben nur 38 Prozent derjenigen, die sich Radioheads neues Album heruntergeladen haben, auch dafür bezahlt.

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Deutlich weniger Fans, als bisher angenommen, haben laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Comscore für den Download des neuen Radiohead-Albums auch bezahlt. Das ohne Label von der Band selbst produzierte Album war unter dem Titel "In Rainbows" am 10. Oktober zunächst exklusiv im Internet erschienen. Den Preis für den Download des gesamten Albums mit zehn Titeln konnten die Käufer selbst bestimmen. Wer keinen Penny geben wollte, bekam das von Kritikern gelobte Werk fast umsonst. Den neuen Comscore-Zahlen, die den Zeitraum bis 29. Oktober erfassen, waren 62 Prozent der Downloader nicht bereit, für das Album mehr als die notwendige minimale Kreditkartengebühr zu zahlen.

Erste – und möglicherweise voreilige – Zahlenspiele, die auf frühen Umfragen beruhten, gingen von nur 30 Prozent Zahlungsunwilligen und einem Durchschnittspreis von 4 Pfund (5,70 Euro) aus. Bei 62 Prozent "Freeloadern" liegt der Anteil zahlender Fans in der Comscore-Studie jetzt nur noch bei 38 Prozent. Mit einem Verhältnis von 60 Prozent Gratisdownloads zu 40 Prozent zahlender Kunden liegen die US-Downloader ziemlich genau im internationalen Durchschnitt. Von den britischen Fans hat immerhin fast jeder Zweite für "In Rainbows" bezahlt: Für 48 Prozent der Downloads aus Großbritannien wurde auch bezahlt. Die deutlich positiveren Werte der früheren Umfrage mögen entstanden sein, weil der Anteil echter Fans unter den frühen Kunden höher und diese Zielgruppe eher bereit gewesen sein dürfte, für die Musik etwas mehr zu bezahlen.

Während Amerikaner zwar mehr zum Freeloading neigen, waren die zahlungswilligen US-Bürger bereit, mehr für das Album zu zahlen als britische Fans. Comscore gibt den von Amerikanern durchschnittlich gezahlten Preis (ohne Kreditkartengebühr) mit 3,94 Pfund (5,66 Euro) an, Briten war der Download im Schnitt 2,47 Pfund (3,55 Euro) wert. Weltweit lag der Durchschnittspreis bei 2,93 Pfund (4,21 Euro). Rechnet man die Gratisdownloads ein, sinkt der durchschnittliche Umsatz pro Download auf 1,11 Pfund (1,59 Euro).

Nur vier Prozent der zahlenden Fans waren bereit, zwischen 5,89 und 9,79 Pfund (8,46 bis 14,06 Euro) für die neue Radiohead hinzulegen; weitere 12 Prozent zahlten immerhin zwischen 3,93 und 5,88 Pfund (5,64 bis 8,44 Euro) für den Download. Damit haben nur 16 Prozent der Downloader für immerhin 79 Prozent des Umsatzes gesorgt. Darüber hinaus sollen genug der Download-Kunden auch die vergleichsweise teure (40 Pfund oder 57 Euro) Luxusausgabe (CD, Vinyl, Booklet) bestellt haben. Nähere Angaben machte Comscore dazu leider nicht.

Insgesamt sollen 1,2 Millionen Menschen die Website im Oktober besucht haben. Ein "signifikanter Anteil" der Besucher habe schließlich auch das Album heruntergeladen, heißt es in einer Mitteilung von Comscore – wie groß der Anteil ist, sagt das Unternehmen nicht. Die Studie beruht auf Daten von insgesamt 2 Millionen Nutzern, deren Online-Verhalten Comscore auswertet. Wieviele der Teilnehmer an dieser Erhebung das Album heruntergeladen haben und weitere Einzelheiten zu der Studie verriet Comscore auf Anfrage nicht. (vbr)