E-Book-Streit: Amazon weist Vorwurf absichtlicher Lieferverzögerungen zurück

Liefert der Online-Händler Amazon bewusst Bücher aus bestimmten Verlagen langsamer aus, um Rabatte beim Einkauf von E-Books zu erzwingen? Amazon wehrt sich gegen die Vorwürfe, kritisiert aber gleichzeitig die Preispolitik des betroffenen Verlags.

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Von
  • dpa

Amazon hat Vorwürfe zurückgewiesen, im Streit um die Preise für E-Books die Lieferung von Büchern an Kunden mutwillig zu verzögern. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hatte dem Unternehmen genau das vorgeworfen und deswegen am gestrigen Dienstag Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht. Amazon versuche mit dem Vorgehen von der Verlagsgruppe Bonnier (Ullstein, Piper, Carlsen) höhere Rabatte beim Einkauf von E-Books zu erzwingen.

Lieferungen werden nicht verzögert, sagt Amazon.

(Bild: dpa, Peter Endig/Archiv)

"Diese Behauptung ist nicht wahr", sagte eine Amazon-Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Für einige Printtitel des Verlagshauses Bonnier kaufe Amazon derzeit weniger Lagerbestand ein, als es das Unternehmen normalerweise tue. Damit gesteht Amazon eine Sonderbehandlung von Bonnier ein, ohne die jedoch zu begründen. "Bestellungen von Titeln, die wir auf Lager haben, verschicken wir sofort. Titel, die wir vorübergehend nicht auf Lager haben, können Kunden nach wie vor bestellen – woraufhin wir diese Titel dann bei Bonnier ordern." Die Lieferzeit solcher Titel sei davon abhängig, wie lange Bonnier benötige, um die Bestellungen von Amazon auszuführen. "Sobald die bestellten Titel bei uns ankommen, verschicken wir sie umgehend an Kunden."

Auch zu dem Kern des Konflikts, der Preisgestaltung bei E-Books äußerte sich die Amazon-Sprecherin. Es sei doch allgemein anerkannt, dass E-Books für Kunden günstiger sein sollten als die entsprechende Printversion, denn bei digitalen Büchern entfielen Druck- und Frachtkosten, Lagerung und Retouren. "Wir glauben, dass sich dieser Umstand auch in den Konditionen widerspiegeln sollte, zu denen Buchhändler bei Verlagen einkaufen." Bonnier verlange von Amazon dagegen wesentlich mehr für die digitale Version eines Titels als für die gedruckte Version des gleichen Titels.

Diese Äußerung widerspricht aber nicht dem Vorwurf, Amazon wolle für sich bessere Konditionen – sprich höhere Rabatte – aushandeln. Die Dachorganisation der deutschen Buchbranche hatte Amazon im Kampf um den E-Book-Markt "Erpressung" vorgeworfen. Das Unternehmen verlange statt derzeit rund 30 Prozent eine Erhöhung der Rabatte auf 40 bis 50 Prozent. Sollte es damit durchkommen, würde es sich deutliche Wettbewerbsvorteile verschaffen und dabei sei es bereits unangefochtener Marktführer bei E-Books. (mho)