E-Government kommt nicht voran in Deutschland

Nur 39 Prozent der deutschen Internetnutzer haben in den vergangenen zwölf Monaten elektronische Verwaltungsangebote genutzt, während es 2014 noch 45 Prozent waren. 58 Prozent wollen Dienste gebündelt über ein "Bürgerkonto" erhalten.

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E Governance

(Bild: Heise)

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Wieder mehr hiesige Internetnutzer machen einen großen Bogen um das digitale Rathaus. In den vergangenen zwölf Monaten haben nur 39 Prozent der deutschen Internetnutzer elektronische Dienste der staatlichen Verwaltung in Anspruch genommen. Das sind sechs Prozentpunkte weniger als im jahr davor. Die Nutzungsquote liegt damit fast so niedrig wie 2013, als auf dem Höhepunkt der NSA-Skandals viele Netzbürger das Vertrauen ins E-Government verloren.

Die Zahlen stammen aus dem E-Government-Monitor 2015, den die Initiative D21 und das Münchner Forschungsinstitut Ipima am Donnerstag im Bundesinnenministerium vorgestellt haben. Für die zum sechsten Mal durchgeführte repräsentative Studie haben die Marktforscher von TNS Infratest im Frühjahr jeweils rund 1000 Online-Interviews in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Schweden durchgeführt.

Die hartnäckige Zurückhaltung der Deutschen bei Online-Diensten der Behörden lässt sich nicht leicht erklären, zumal in den Vergleichsländern der Wachstumstrend weiter anhält und die Zahlen inzwischen deutlich höher liegen als hierzulande. In der Schweiz haben in den vergangenen zwölf Monaten 69 Prozent der Bevölkerung E-Government genutzt, in Österreich waren es 73, in Schweden sogar 75 Prozent.

Die befragten Bundesbürger erklären ihre Enthaltsamkeit vor allem damit, dass sie viele elektronischen Verwaltungsangebote gar nicht kennen. 71 Prozent der hiesigen Teilnehmer geben dies als größtes Hindernis an. Dazu passt der Befund, dass in allen untersuchten Ländern die Internetsuche über Suchmaschinen der wichtigste Startpunkt für das Auffinden von Online-Bürgerdiensten ist: In dem Report heißt es: "Was man nicht sucht, weil man es nicht kennt, kann man auch nicht finden."

Die Barriere der mangelnden Sicherheit und des Schutzes von Daten hat dagegen etwas an Gewicht verloren. Fürchteten deutsche Befragte 2014 noch zu knapp 66 Prozent einen Datenverlust beim digitalen Amt, sind es dieses Jahr 51 Prozent. Der beliebteste Bürgerdienst im Netz ist in Deutschland und Österreich die Fahrplanauskunft für den Öffentlichen Nahverkehr, gefolgt von Informationen zu Öffnungszeiten und Kontaktdaten von Behörden. Prestigeprojekte wie De-Mail oder der neue Personalausweis hinken dagegen nach wie vor weit hinterher.

Die Befragten in Österreich und der Schweiz sind mit Netzdiensten der eigenen Kommune zu mehr als zwei Dritteln mindestens zufrieden. Das Echo aus Deutschland und Schweden fällt dagegen deutlich zurückhaltender aus. Hier hat im Schnitt etwa die Hälfte der Teilnehmer nichts gegen die Servicequalität einzuwenden. Hiesige Befragte ziehen Punkte vor allem bei den Aspekten Bequemlichkeit, Schnelligkeit der Bearbeitung und vollständige Online-Abwicklung ab.

58 Prozent der deutschen Netznutzer sehen eine Art "digitales Bürgerkonto" positiv: sie möchten Online-Dienste der Verwaltung gebündelt aus einer Hand erhalten und möglichst wenig Aufwand etwa auf das Ausfüllen von Formularen verwenden. 26 Prozent sind dagegen, dass ihre Angaben derart zentral erfasst werden. Open-Government-Angebote, die etwa die Teilnahme an politischen Entscheidungen über das Internet beispielsweise mit Petitionen erlauben, verlieren leicht an Zustimung: 27 statt 29 Prozent der deutschen Onliner haben in den vergangenen zwölf Monaten im Vergleich zum Vorjahr dabei mitgemacht.

(mho)