EU-Umweltagentur: E-Tretroller, Uber und Lyft sind nicht wirklich grün

Laufen und Radfahren in Verbindung mit den Öffentlichen sind laut der Umweltbehörde die gesündesten und klimafreundlichsten Fortbewegungsarten.

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EU-Umweltagentur: E-Tretroller, Uber und Lyft sind nicht wirklich grün

(Bild: EEA)

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Die Europäische Umweltagentur (EEA) sieht E-Tretroller und App-basierte Personenbeförderungsdienste wie Uber und Lyft skeptisch. Öffentlicher Nahverkehr, Laufen und Radfahren seien für die menschliche Gesundheit und die Umwelt in städtischen Gebieten am besten, um kürzere Strecken zurückzulegen, schreibt die in Kopenhagen angesiedelte Behörde in einem Bericht über die "erste und letzte Meile". E-Tretroller oder Auto zu teilen könne zwar "auch Vorteile haben", ihr Einfluss auf das Klima sei aber nicht immer positiv.

Vor allem E-Tretroller scheinen dem EEA-Bericht zufolge hauptsächlich Nutzer anzuziehen, die sonst laufen oder Busse und Bahnen verwenden würden. Während E-Tretroller zu nutzen zumindest direkt wenig umweltschädlich sei, sei deren ökologischer Effekt aufgrund "umfassender negativer Einflüsse" durch die verwendeten Materialien, ihr Herstellungsverfahren und das häufige Wiedereinsammeln fürs Aufladen mehr als fraglich.

Die Umweltagentur verweist zudem auf Studien, laut denen gerade Ride-Hailing-Dienste klimaschädliche Emissionen und Staus nicht vermeiden helfen, denn bei ihnen würden Fahrten nicht mit anderen Personen geteilt und es würde lediglich nur das Taxi durch einen anderen Anbieter ersetzt. Sie brächten die Menschen zudem dazu, den ÖPNV nicht als Alternative zum Autofahren zu betrachten. Auch einzelne Carsharing-Angebote hätten sich als wenig nachhaltig erwiesen.

Für Kurzstrecken etwa zur nächsten Haltestation für die Öffentlichen gebe es ein großes Potenzial, um Verkehrsengpässe und den Ausstoß von Klimakillern zu reduzieren sowie die Luftqualität zu verbessern. Städte könnten hier viel tun, um den Zugang zum ÖPNV etwa über "attraktive urbane Räume" zu erleichtern.

Es gelte, öffentliche Verkehrsknoten per Fuß oder Rad einfacher und angenehmer erreichbar zu machen. Dies sei entscheidend, um die von der EU-Kommission gesteckten Klimaziele im Green Deal zu erreichen. Die Digitalisierung und Mobilitäts-Apps könnten hier einen "unterentwickelten öffentlichen Nahverkehr" nicht wettmachen. Zuvor hatte auch das Umweltbundesamt kritisiert, dass E-Scooter den Verkehr in Innenstädten kaum grüner machten.

Größeres Potenzial unter dem Aspekt Nachhaltigkeit erkennt die EEA bei innovativen städtischen Lieferdiensten inklusive Drohneneinsatz. Sie geht hier unter anderem auf den elektronischen StreetScooter der Deutschen Post DHL als Erfolgsbeispiel ein und empfiehlt, dass Zustellfirmen auf der letzten Meile stärker kooperieren sollten.

In einem parallel veröffentlichten Bericht kritisiert die Umweltagentur, dass der Verkehrs- und Transportsektor noch immer stark von fossilen Kraftstoffen abhängt und nach wie vor für ein Viertel der europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Dazu komme eine anhaltende Luftverschmutzung durch Feinstaub und NO2 sowie eine ständige Lärmbelästigung. Insgesamt habe hier der Ausstoß von Schadstoffen 2018 29 Prozent über dem Stand von 1990 gelegen. Er müsse aber um 90 Prozent sinken, um die EU dem Green Deal entsprechend bis 2050 klimaneutral zu machen.

Die durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer Pkw seien 2018 zum zweiten Mal in Folge gestiegen und hätten 120 Gramm CO2 pro Kilometer erreicht. Benziner haben Dieselfahrzeuge bei Neuverkäufen zwar überholt, der Gesamtverbrauch von Diesel nehme aber weiter zu. Beim CO2-Ausstoss von Kleinbussen und Lieferwagen gebe es einen ähnlichen Trend.

Am stärksten unter allen Fortbewegungsformen haben die Treibhausgas-Emissionen im Flugverkehr mit einem jährlichen Plus von über drei Prozent seit 2013 zugenommen. Der internationale Schiffsverkehr hat hier zumindest zwischen 2015 und 2017 aber mit einem Wachstum von fünf Prozent auch deutlich zugelegt. Der Anteil erneuerbarer Energien im Verkehrsbereich ist nur von 7,4 Prozent 2017 auf 8,1 Prozent im Folgejahr gestiegen, was weit unter der von der EU anvisierten Marke von zehn Prozent für 2020 liegt. Über 27 Prozent der Bürger sind ferner Verkehrslärm von 55 Dezibel oder höher ausgesetzt.

E-Stehroller im öffentlichen Verkehr (76 Bilder)

Seit dem 15. Juni 2019 sind Elektro-Stehroller, auch E-Tretroller oder E-Scooter genannt, auf öffentlichen Straßen in Deutschland zugelassen. Schon wurden die ersten in deutschen Städten gesichtet.
(Bild: Lime)

[UPDATE, 4.02.2020, 19:05]

Falscher Verweis auf Moia und Clevershuttle bei den Ride-Hailing-Diensten wurde gestrichen. (anw)