Elektrosmog: US-Neurologe reicht Milliardenklage ein

Dr. Christopher Newman hat einen Gehirntumor und für ihn ist klar: Schuld sind die von ihm benutzten Handys.

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Von
  • Marc Kersten

Dr. Christopher Newman hat einen bösartigen Gehirntumor und für ihn ist eines klar: Schuld sind die jahrelang von ihm benutzten Handys. Jetzt will der amerikanische Neurologe Schadensersatz und hat bei einem Gericht in Baltimore (Bundesstaat Maryland) acht große Telekommunikationsfirmen, darunter auch Motorola, auf die astronomische Summe von 800 Millionen US-Dollar (rund 1,7 Milliarden Mark) verklagt. Der inzwischen 41-jährige Newman wirft den Unternehmen vor, sie hätten nicht auf die mögliche Gesundheitsgefahr ihrer Produkte hingewiesen. Die von Handys ausgehenden elektromagnetischen Felder könnten, wie in seinem Fall, Krebs verursachen und andere negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

In der Vergangenheit waren ähnliche Klagen stets mit dem Argument abgewiesen worden, es gebe keine hinreichenden Beweise für die Gesundheitsschädlichkeit der Handy-Nutzung. Darauf verweist auch Birgitt Kriese, Pressesprecherin von Motorola Deutschland: "Es gibt keine eindeutigen Forschungsergebnisse. Deshalb ist es zur Zeit reine Spekulation zu sagen, dass ein Gehirntumor auf Handy-Strahlung zurückzuführen sei". Bei Motorola herrsche angesichts der Milliardenklage keineswegs Krisenstimmung, man sei aber bemüht, mit weiterer Forschung Licht ins Dunkel zu bringen und die Konsumenten besser aufzuklären. Dazu arbeite man mit der deutschen Forschungsgemeinschaft Funk zusammen, die auf ihrer Homepage verschiedene Studien zum Thema Elektrosmog bereithalte. Einen entsprechenden Hinweis sucht man in den Bedienungsanleitungen der Motorola-Handys allerdings vergeblich.

Bislang ist es unter Wissenschafltern umstritten, ob die hochfrequenten elektromagnetischen Felder eine Gesundheitsgefahr darstellen (siehe dazu auch Ausgabe 14/2000 von c't: Störfunk fürs Gehirn – Mythos und Realität von Gesundheitsschäden durch elektronische Geräte). Trotzdem wurden die amerikanischen Handyhersteller nach einer neuen Richtlinie der Cellular Telecommunications Industry Association (CTIA) dazu verpflichtet, die Strahlungswerte ihrer Geräte zu veröffentlichen – um sich damit vor Schadensersatzklagen zu schützen. (mck)