Erneute Klage gegen TikTok wegen fehlendem Kinder-Datenschutz
Eltern aus den USA verklagen TikTok wegen fehlendem Datenschutz für junge User. Das wäre bereits das zweite solche Gerichtsverfahren für die Kurzvideo-App.
ByteDance, der chinesische Betreiber der Kurzvideo-App TikTok, muss sich erneut vor einem US-Gericht verantworten, weil die App gegen Kinder-Datenschutzregeln verstoßen haben soll. In einer Sammelklage werfen Eltern aus den USA TikTok und der Vorgängerapp Musical.ly vor, persönliche Daten von Kindern unter 13 Jahren gesammelt und weiterverkauft zu haben, ohne die Einwilligung der Eltern einzuholen.
Die Kläger sehen sich als repräsentativ für die Eltern von zahlreichen weiteren minderjährigen Nutzern und werfen der Social-Media-App vor, trotz jahrelanger Beschwerden über mangelnden Kinderschutz systematisch gegen das US-Gesetz zum Schutz der Online-Privatsphäre von Kindern (COPPA) verstoßen zu haben. In der Klageschrift gehen sie davon aus, dass sich die weltweit äußerst beliebte Karaoke- und Musikvideo-App Musical.ly, später TikTok, von Anfang an explizit an Kinder unter 13 Jahren gerichtet hat, ohne dass die App die notwendigen Elterneinwilligungen eingeholt oder Schutzmaßnahmen ergriffen hätte. Deshalb verklagen sie ByteDance vor einem Bundesgericht im US-Staat Illinois nun auf Schadensersatz.
TikTok erwartet schnelle Einigung
Gegenüber dem Portal The Verge erklärte ein Sprecher von TikTok, man sei über die Vorwürfe bereits informiert worden. "Obwohl wir vielem widersprechen, was uns in der Klage vorgeworfen wird, haben wir mit den beteiligten Parteien bereits Kontakt aufgenommen, um eine Lösung zu finden", so der Sprecher. Man erwarte eine baldige Einigung.
ByteDance hatte sich im Februar 2019 bereits wegen Verstößen gegen COPPA mit der nationalen US-Handelsbehörde FTC auf einen außergerichtlichen Vergleich geeinigt und 5,7 Millionen Dollar Strafe bezahlt. Wie auch die aktuellen Kläger hatte die FTC bemängelt, dass neben der fehlenden Einwilligung die App Profile von jungen Nutzern nicht besonders geschützt hatte. Berichten zufolge hätten Erwachsene dadurch versucht, in der App Kontakt zu Kindern aufzunehmen.
Youtube musste bereits Rekordstrafe zahlen
Die Strafzahlung von ByteDance, die 2017 Musical.ly übernommen und 2018 in TikTok überführt hatten, hatte damals eine Wende im Umgang mit dem Online-Kinderschutzgesetz in den USA eingeläutet. Bis dahin hatten sich viele Dienste nicht in der Verantwortung gesehen, indem sie die Nutzung durch Unter-13-Jährige zwar in den AGB verboten, das Alter aber nicht streng kontrolliert hatten.
Die bislang höchste Strafzahlung wegen mangelndem Kinderschutz musste Youtube leisten: Im September hatte sich die FTC mit der Videoplattform auf einen Vergleich über 170 Millionen US-Dollar geeinigt. (siko)