Erster Blick auf Xbox One X: Leiser als PS4 Pro, aber mit Speicherplatzproblem
Microsoft protzt mit leistungsstarker Grafik, hat sein KĂĽhlsystem aber gut im Griff. Mit Dolby Atmos klingen die Spiele wirklich beeindruckend. Ein Flaschenhals droht jedoch an anderer Stelle.
Microsoft will am 7. November seine neue Spielkonsole Xbox One X auf den Markt bringen. Sie kostet 500 Euro und ist damit rund 100 Euro teurer als das Konkurrenzmodell PS4 Pro von Sony. Das Computermagazin c't hat bereits vorab von Microsoft eine Konsole bekommen und die neue Xbox einem ersten kleinen Test unterzogen. Dabei zeigten sich ĂĽberraschende Ergebnisse.
Auf dem Papier protzt Microsoft mit groĂźen Zahlen: Die GPU der Xbox One X soll eine Rechenleistung von 6 TFLOPS (Single Precision) erreichen und somit um 40 Prozent schneller sein als die PS4 Pro. Auch beim Speicherausbau wird nicht gekleckert: 12 GByte RAM wurde der Xbox One X spendiert, 9 davon dĂĽrfen die Spiele nutzen, 3 das Betriebssystem. Bei Sony sind es insgesamt 9 GByte, von denen rund 5,5 GByte den Spielen zur VerfĂĽgung stehen.
Damit soll die Xbox One X Spiele in 4K nochmals detaillierter Rendern als die PS4 Pro. Die Unterschiede hängen jedoch stark vom Spiel ab. Microsofts Eigenproduktionen, allen voran "Gears of War 4" und "Halo 5", locken mit extrem detaillierten Texturen, wunderhübschen Licht-Effekten und einer butterweichen Framerate. Derlei Detailverliebtheit hat man bislang selbst bei Sonys Exklusivtiteln kaum gesehen.
Erste Spiele fĂĽr die Xbox One X (8 Bilder)
Forza Motorsport 7
(Bild: Microsoft)
Allerdings gibt es hier einen Pferdefuß: Aufgrund der detailreichen Texturen steigt der Speicherplatzbedarf bei der Installation bei "Gears of War 4" und "Halo 5" auf über 100 GByte (!) an. Forza 7 liegt mit 95 GByte nur knapp dahinter – obwohl der zugehörige 4K-Patch für die Xbox One X noch nicht verfügbar ist. Bei diesen Größen werden Anwender schnell an die Grenze der 1 TByte großen Festplatte stoßen.
Das Problem des wachsenden Speicherplatzbedarfs von Topspielen stellt sich (wenn auch bislang nicht in diesem Ausmaß) auch bei der PS4 Pro, die ebenfalls mit 1-TByte-Platte kommt. Allerdings lässt sich bei Sony die Festplatte gegen ein handelsübliches 2,5-Zoll-Modell austauschen. Bei Microsoft ist das nicht möglich: Im Extremfall passen nicht einmal zehn Spiele auf die interne Platte der Xbox One X. Diese lässt sich einzig mit handelsüblichen externen Modellen mit USB-3-Anschluss ergänzen. Immerhin: Die neue interne Festplatte hat einen höheren Datendurchsatz als bei älteren Xbox-Konsolen, sodass die Ladezeiten im Rahmen bleiben.
Empfehlenswerter Preload
Zum Verkaufsstart ist zu befürchten, dass die Server dem großen Ansturm auf die Upgrade-Downloads nicht gewachsen sind und die Hunderte von GByte nur langsam aus der Leitung tröpfeln. Deshalb empfiehlt Microsoft Spielern, die von einer alten Xbox One auf das X-Modell updaten wollen, die dafür nötigen Dateien bereits vorab auf einer externen Festplatte zu laden. Die Anleitungen dazu finden Spieler im Menü ihrer Xbox-One-Konsole.
Bei den ersten Spielen, die auf beiden Plattformen laufen, sind die Unterschiede zwischen PS4 Pro und Xbox One X marginal. Bei "Shadow of War" und "Assassin's Creed Origins" konnten wir allenfalls leichte Unterschiede bei der Farb-Abstimmung ausmachen. Diese lassen sich jedoch mit den Farb-, Helligkeits- und Kontrastreglern am Fernseher ausgleichen. Beim Detailgrad der Texturen und der Landschaften konnten wir keine nennenswerten Unterschiede ausmachen. Das spiegeln auch die weitgehend ähnlichen Installationsgrößen zwischen 40 und 50 GByte wieder.
Leiser als PS4 Pro
Wo die Xbox One X punktet, ist jedoch beim Rauschen der Lüfter: Nach unseren ersten Messungen wird sie noch nicht einmal halb so laut wie die PS4 Pro (erste Modellgeneration). Störend wird es lediglich, wenn man einen Film auf UHD Blu-ray einlegt. Da die Discs schneller rotieren als gewöhnliche Blu-ray Discs, steigt der Lärmpegel deutlich an und ist wesentlich lauter als bei expliziten UHD-Blu-ray-Playern. Die PS4 Pro kann UHD Blu-rays jedoch gar nicht abspielen.
Ein weiterer Punkt, bei dem die Xbox One X die PS4 übertrumpft, ist die Sound-Wiedergabe. Microsoft unterstützt in Spielen nämlich die Ausgabe in Dolby Atmos – sowohl über die Xbox One S als auch über das neue X-Modell. Über den 7.1-Ton hinaus steuert Atmos noch (üblicherweise zwei oder vier) Lautsprecher unter der Decke an und hüllt den Spieler mit Sound atmosphärisch ein. Von den Spielen, die wir uns bislang angeschaut haben, unterstützen jedoch nur "Gears of War 4" und "Assassin's Creed Origins" Dolby Atmos. Ersteres klingt auf einer entsprechenden AV-Anlage wirklich beeindruckend, Letzteres hat noch mit einigen Audio-Bugs zu kämpfen, die Stimmen mit falscher Lautstärke oder in falschen Hallräumen wiedergeben. Das betrifft sowohl die PS4- als auch die Xbox-Version.
Energiefressender Schnellstartmodus
Die Xbox One X lässt sich auf zwei Arten in den Standby schicken: Im Energiesparmodus bleibt sie weit unter 1 Watt. Stellt man im Setup jedoch den Schnellstartmodus ein, dann steigt der Energiebedarf auf knapp über 40 Watt an. Die Konsole führt dann unter anderem Downloads von Spielen und Updates aus. Da der Nutzer von dieser hohen Energiebedarf nichts mitbekommt, könnten ihn böse Überraschungen bei der nächsten Stromrechnung erwarten. Sonys PS4 Pro ist sogar noch hungriger: Versetzt man sie in den "Ruhemodus", in dem ebenfalls Updates eingespielt werden können, dann liegt der Energieverbrauch bei rund 60 Watt. Erst wenn man sie im Menü "komplett" ausschaltet, sinkt der Standby-Verbrauch auf den gleichen Wert wie bei der Xbox One X. Die Schnellstart- und Ruhe-Modi der beiden Konsolen sollte man also allenfalls in Ausnahmefällen nutzen und sie wenn möglich immer ganz abschalten.
Erstes Fazit
Zwar sind vor dem Start noch nicht alle Patches für die auf 4K hochgerüsteten Spiele verfügbar, die ersten Titel machen jedoch grafisch einen hervorragenden Eindruck. Vor allem hat uns überzeugt, wie leise die Xbox One X dabei bleibt. Microsoft liefert hier ein wirklich gutes, wohnzimmertaugliches Stück Hardware ab. Der eingebaute UHD-Player hält von seiner Bild- und Soundqualität mit Stand-alone-Playern mit, nervt jedoch mit lauteren Laufgeräuschen. Aufgrund des hohen Speicherplatzbedarfs der 4K-Spiele sollten Anwender den Kauf einer zusätzlichen externen Festplatte in Erwägung ziehen.
Gegenüber der PS4 Pro punktet Microsoft mit der UHD-Blu-ray-Wiedergabe, Dolby Atmos und dem weitaus geringeren Lüfterrauschen. Sony kann wiederum mit VR-Spielen kontern und hat ein breiteres Spektrum an attraktiven Eigenproduktionen zu bieten – diese dürften bei vielen Spielern den größten Ausschlag für eine Kaufentscheidung geben. Bei Spielen, die von anderen Publishern für beide Systeme angeboten werden, konnten wir auf den ersten Blick kaum nennenswerte grafische Unterschiede feststellen. Aber hier ist es für ein finales Urteil noch zu früh, da die meisten Update-Patches erst noch kommen. (hag)