"Es ist kein Hack": App-Probleme verzögern erste US-Vorwahl
Eigentlich sollte längst bekannt sein, welchen Demokraten die Menschen von Iowa gegen Donald Trump ins Feld schicken wollen. Da spielte die Technik nicht mit.
Die Vorwahlen der Demokratischen Partei zur US-Präsidentschaftswahl haben mit offenbar heftigen technischen Problemen begonnen, weswegen die ersten Ergebnisse auch Stunden nach Abschluss nicht verfügbar sind. Die Verzögerungen bei der Verkündung der Ergebnisse aus Iowa würden zu großen Verwirrungen sorgen, berichtet beispielsweise die New York Times.
"Wir haben Unregelmäßigkeiten in den übertragenen Resultaten gefunden", zitiert die US-Zeitung den Sprecher der Demokratischen Partei in dem US-Bundesstaat. "Es handelt sich nicht um einen Hack oder ein Eindringen", versichert die Partei und nimmt damit Bezug auf Sorgen vor Hackerangriffen auf die US-Wahlen.
Kein guter Auftakt
Mit dem eher kleinen Iowa beginnt in den USA die heiße Phase im langen Vorwahlkampf, in dem die beiden großen Parteien jeweils ihre Kandidaten für Präsidentschaftswahlen bestimmen. Der Staat im Mittleren Westen setzt auf das Caucus-Verfahren. Dabei geben Parteimitglieder nicht einfach ihre Stimme ab, sondern versammeln sich in den jeweiligen Lokalitäten hinter Schildern ihrer bevorzugten Kandidaten. Dann wird ein erstes Mal gezählt. Kandidaten, die weniger als 15 Prozent der Anwesenden auf sich vereinen, scheiden aus. Die dadurch frei gewordenen Wähler werden dann von anderen Unterstützern umworben, um sie davon zu überzeugen, zu ihnen zu kommen. Bei der anschließenden zweiten Zählung wird dann ermittelt, wie viele Stimmen die verbliebenen Kandidaten jeweils bekommen haben.
Wie die New York Times nun erläutert, hatte es nach der besonders engen Vorwahl von 2016 auf Drängen der Anhänger des damaligen und heutigen Kandidaten Bernie Sanders Änderungen gegeben. Zuvor hatten die Wahlbezirke demnach nur die Anzahl der jeweiligen Delegierten übermittelt, die für die Kandidaten ermittelt wurden. In diesem Jahr müsse nun außerdem jeweils mitgeteilt werden, wieviele Menschen jeweils in der ersten und zweiten Runde für die Kandidaten stimmten. Bei 1600 Wahlbezirken seien das jede Menge Zahlen, deren Übermittlung den gesamten Prozess verzögere.
Das allein ist aber wohl nicht die gesamte Erklärung. Wie die Zeitung weiter schreibt, haben viele Parteimitglieder Probleme mit einer App, die für die Weitergabe der Stimmen genutzt werden soll. Die scheint teilweise nicht richtig oder auch gar nicht zu funktionieren, weswegen Parteifunktionäre auf Telefonate ausweichen, um ihre Daten durchzugeben. Dabei gebe es aber immense Verzögerungen. Immer wieder versichern Vertreter der Partei derweil, dass es mit der Zählung der Stimmen selbst kein Problem gebe: "Wir benutzen auch Fotos der jeweiligen Resultate und Aufzeichnungen auf Papier, um sicherzustellen, dass die durchgegebenen Zahlen stimmen", sagte eine Sprecherin.
Keine Details zur App-Sicherheit
Schon vor ein paar Wochen hatte der US-Sender NPR berichtet, dass die Demokraten in Iowa sich für eine App entschieden hätten, "trotz der jahrelangen Warnungen vor russischen Einflussnahmeversuchen über das Internet". Damals hatte sich die Partei demnach geweigert, den Entwickler der App zu benennen, oder Details zu den Maßnahmen zur Absicherung der Ergebnisübermittlung bekanntzugeben.
Die Huffington Post ergänzt nun, dass die App wohl von einer Firma namens Shadow entwickelt wurde und allem Anschein nach auch bei den Vorwahlen der Demokraten in Nevada zum Einsatz kommen soll. Die finden am 22. Februar statt – ebenfalls im Caucus-Verfahren.
[Update 04.02.2020 – 16 Uhr] Inzwischen ist in Iowa der Morgen angebrochen und noch immer sind keine Zahlen öffentlich. Gegenüber der New York Times erklärte die Demokratische Partei des Bundesstaats inzwischen aber, dass inzwischen fest stehe, dass die zugrunde liegenden Daten korrekt seien. Die zum Einsatz kommende App habe die eingegebenen Daten richtig aufgenommen, jedoch nur teilweise weitergegeben. Verantwortlich sei ein Programmierfehler, der bereits behoben sei. Dank der Dokumentation auf Papier sei sichergestellt, dass die Daten zu den Wahlversammlungen korrekt seien. Die Ergebnisse sollen nun möglichst am Dienstag (Ortszeit) veröffentlicht werden. (mho)