Ex-Treuhänder von Topware packt aus

Der ehemalige Mitarbeiter der Mannheimer Softwarefirma Topware beschuldigt seine früheren Kollegen dubioser Geschäftspraktiken bis hin zu Morddrohungen.

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Von
  • Frank Möcke

Der ehemalige Mitarbeiter der vornehmlich durch ihre Telefonbuch-CDs bekannten Mannheimer Softwarefirma Topware hat seine früheren Kollegen dubioser Geschäftspraktiken bis hin zu Morddrohungen beschuldigt. Seit Mittwoch muss sich der Ludwigshafener Geschäftsmann und Steuerberater Klaus Jürgen Steiner vor dem Landgericht Mannheim verantworten, weil er Topware-Gelder in Höhe von mehr als 13 Millionen Mark veruntreut haben soll.

Steiner wehrte sich vor der fünften Wirtschaftsstrafkammer gegen die Vorwürfe. Das inzwischen ebenfalls in Untersuchungshaft sitzende Vorstandsmitglied Dirk Hassinger habe ihn erpresst und "bei jeder Gelegenheit mit Mord gedroht, innerhalb des Vorstandes gab es nur noch Differenzen über meine Todesart".

Steiner behauptet, dass auch seine Frau und Tochter erschossen werden sollten. Ein Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien soll 10 000 Mark erhalten haben, damit er ihn zusammenschlage. Die drei Vorstände Hassinger, Jantz und Sorg nennt Steiner einen "Chaotenhaufen": In der Unternehmensführung sei es wie im Tollhaus zugegangen. Ein Vorstandsmitglied sei gar vor die Tür gesetzt worden, "weil er zu viel gesoffen hat".

Laut Anklage soll Steiner als Treuhänder und zeitweiliger Geschäftsführer der österreichischen Topware-Gesellschaft für die Rückgabe der von ihm gehaltenen Anteile an Unternehmensgründer Hassinger und andere Vorstandsmitglieder mehrere Millionen Mark gefordert haben. Dadurch sei ein Schaden von 11,3 Millionen Mark entstanden, sagte der Staatsanwalt. Außerdem soll Steiner Topware-Einnahmen in die eigene Tasche gesteckt haben.

Den Hintergrund des Prozesses bildet der jahrelange Rechtsstreit des Topware-Vorstandes mit der Telekom-Tochter DeTeMedien. Um die von der Telekom erwirkten Auslieferungsverbote für die "D-Info" Telefonbuch-CDs zu umgehen, sei auf seinen Vorschlag hin die österreichische Topware gegründet worden, sagte Steiner. Im November 1997 kam es dann zum Zerwürfnis mit den Kollegen, weil diese noch vor der Bilanzierung Millionen forderten. Steiner: "Die haben immer Geld gebraucht, da wurden Autos gekauft, Ferraris, Mercedes SEL und so weiter." Um Bilanzvorschriften habe sich der Vorstand nie gekümmert.

Steiner selbst will jedoch "eine Art Vaterfigur" für Topware gewesen sein. "Ich bin zu allem geeignet, bloß nicht zum Strohmann". Selbst nach der Überweisung von 6,6 Millionen Mark Einnahmen nach Mannheim habe der Vorstand immer mehr Geld gefordert.

Schließlich erstattete der Topware-Vorstand im Januar 1998 Strafanzeige gegen Steiner. Die Vorwürfe wurden jedoch prompt zum Bumerang. Noch im selben Jahr kam auch Hassinger in Untersuchungshaft, wegen Verdachts der Steuerhinterziehung. Wann ein mögliches zweites Topware-Verfahren beginnen könnte, steht noch nicht fest. Der Steiner-Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. In einem mit Spannung erwarteten Auftritt soll Hassinger Ende September als Zeuge aussagen. (fm)