Experten fordern Digitalkunde schon in der Grundschule

Deutschland muss Gas geben bei digitaler Schulbildung, künstlicher Intelligenz und IT-Fachkräften - davon ist eine hochrangige Expertenkommission überzeugt. China und die USA schlafen nicht.

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Kinder mit Tablet

(Bild: dpa, Michael Kappeler)

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  • dpa

Deutschlands Schulen sollen nach dem Willen hochrangiger Experten viel stärker als heute "digitale Schlüsselkompetenzen" vermitteln. "Hier muss jetzt geklotzt und nicht gekleckert werden, da Deutschland sonst hinter anderen Ländern weiter zurückfällt", sagte der Vorsitzende der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), Dietmar Harhoff, am Mittwoch in Berlin. Die Kommission überreichte ihr elftes Jahresgutachten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Bei den Schulen mahnten die Experten eine deutlich "höhere Dynamik" an. Bereits in der Grundschule müsse mit Digitalkunde begonnen werden. Schulen müssten zudem besser mit Computertechnik und Breitband-Internetzugängen ausgestattet werden. Lehrer sollten verstärkt weitergebildet werden. Die Kommission forderte auch neue Lehrpläne an Schulen und Berufsschulen.

Die Schulen müssten Fähigkeiten in Software- und Algorithmen-Entwicklung vermitteln. Entsprechend qualifizierte Fachkräfte seien wichtige Voraussetzungen für mehr Produktivität und Innovation in alten wie in neuen Branchen. Den Bedarf an Fachkräften für den digitalen Wandel schätzt die Kommission als hoch ein. Laut einer Umfrage beklagten Ende 2016 bereits 70 Prozent der deutschen Unternehmen einen wachsenden IT-Fachkräftemangel. Jede dritte IT-Stelle ist länger als 60 Tage ausgeschrieben.

Zudem sieht die Kommission Nachholbedarf bei den Themen Autonome Systeme und Künstliche Intelligenz, um Deutschland im internationalen Innovationswettbewerb besser zu positionieren. Der Einsatz solcher Systeme könne dazu beitragen, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, Menschen in Arbeitsprozessen zu unterstützen und individuellen Komfort oder gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern.

Andere Länder, allen voran die USA und China, aber auch Großbritannien und Frankreich, verfolgten künstliche Intelligenz mit höherer Priorität, hieß es. Daher müsse die deutsche Politik verstärkt auch die Förderung dieser Forschung vorantreiben. Harhoff forderte vor dem Hintergrund der verzögerten Regierungsbildung, Deutschland müsse in der Innovationspolitik nun "Gas geben". (tiw)