Facebook-Entwicklerkonferenz F8: Point Cloud ermöglicht VR-Ausflüge in die Vergangenheit

Bei allen Ankündigungen zum Start von Facebooks Entwicklerkonferenz F8 waren richtige Überraschungen Mangelware. Zum Glück gab es die Demo Point Cloud, die nicht nur Kindheitserinnerungen wie in einem Traum mittels Künstlicher Intelligenz rekonstruiert.

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Point Cloud

Die Point-Cloud-Demo ermöglicht eine Reise an vergangene Zeiten, die per KI aus Fotos und Videos rekonstruiert werden.

(Bild: Roland Austinat)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Roland Austinat
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Neben Chat-Neuheiten, Dating-Funktionen und Oculus Go hatte Facebook eine Demo namens Point Cloud für das Oculus-Rift-Headset im Gepäck. Sie schnappt sich ein Fotoalbum eines Facebook-Profils und baut dann mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz (KI) die darin abgebildete Szene nach – mit den Fotos und Videos aus dem Album an der jeweils richtigen Stelle.

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Weil es anders als bei der Photogrammmetrie keine erschöpfenden Bildermengen gibt, setzt die KI auf Interpolation und eine bewusst unscharfe Darstellung in Form von kleinen, wie mit einem Pinsel gesetzten Punkten. Das sah schon während der Eröffnungsveranstaltung der F8-Entwicklerkonferenz in San José spektakulär aus. Etwas später konnten wir selbst mit einem Oculus-Rift-Headset und Move-Controllern bewaffnet einen Abstecher in traumhaft anmutende Welten machen.

Zuerst ging es in eine typischen Wohnung der San Francisco Bay Area. Fotos der Bewohner erwachen zum Leben, wenn sie mit dem Move-Controller "angeklickt" werden und sorgen zusammen mit der unwirklichen Szenerie für ein unwirkliches Gefühl. So als würde man durch ein Gemälde spazieren, das mit den Erinnerungen einer Person dekoriert ist – in einer traumähnlichen Grafik, die an Pointilismus erinnert.

In der nächsten Demo fanden wir uns in einem Haus wieder, in dem just ein Kindergeburtstag stattgefunden hat – geschmückte Zimmer, Kuchen auf dem Wohnzimmertisch, Familienfotos und -videos inklusive. Der dritte virtuelle Ausflug führte uns nach draußen zum Palace of Fine Arts im Nordwesten von San Francisco, dem einzigen Überrest der Panama-Pacific International Exposition von 1915. Hier folgten wir einem Facebook-Mitarbeiter und seiner Freundin bei einem Spaziergang, dem wohl beeindruckendsten Erlebnis.

Das lag vor allem daran, dass die beiden immer wieder in Bild und Ton auftauchten und die Artefakte in zeitlicher Abfolge entlang des tempelartigen Säulenbauwerks aufgereiht waren. Wie Hänsel und Gretel den Brotkrumen folgt man den Fotos und Videos, von einer merkwürdigen Mischung aus Neugier und Voyeurismus erfüllt, so als würde man als Archäologe Spuren einer längst vergangenen Zivilisation das erste Mal zu Gesicht bekommen.

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Nicht von ungefähr kommen Erinnerungen an das Grafik-Adventure Myst auf: Wie im vor 25 Jahren erschienenen Titel springen wir mit dem Controller durch die Umgebungen. Die blütenartigen, vielfarbigen Blätter, aus denen die Welten sich zusammensetzen, wiegen dabei sanft hin und her, wenn sie der Lichtstrahl aus dem Controller erfasst. Besonders beeindruckend: Alle Fotos und Videos der drei Umgebungen wurden mit einem handelsüblichen iPhone erstellt, wie uns ein Facebook-Mitarbeiter erklärte.

Gewiss, alte VR-Hasen werden möglicherweise an realities.io denken: Das Berliner Entwicklerteam hatte schon vor zwei Jahren per Photogrammmetrie aufgenommene Burgen, Höhlen und verfallene Gebäude in VR umgesetzt. Durch sie können VR-Touristen dann spazieren und an manchen Punkten einen digitalen Reiseführer studieren. Doch obwohl die Point Cloud keineswegs fotorealistisch aussieht, vermag sie es, einen noch stärker in ihren traumhaften Bann zu ziehen. Wir sind schon gespannt darauf, alte Fotos einzuscannen, um die KI mit eigenen Fotoalben zu füttern und beispielsweise Kindheitserinnerungen wiederaufleben zu lassen. (olb)