Fehlalarm warnt Hawaii-Bewohner per Handy vor Raketenangriff
Auf Hawaii hat das örtliche Notfallsystem per SMS fälschlicherweise vor einem unmittelbar bevorstehenden Raketenangriff gewarnt. Schuld soll ein Mitarbeiter gewesen sein, der "den falschen Knopf drückte".
Ein Fehlalarm hat für über eine halbe Stunde für Verunsicherung auf der Pazifikinsel Hawaii gesorgt. Die Katastrophenschutzbehörde EMA hatte in den örtlichen Funkzellen SMS-Nachrichten an alle dort eingeloggten Handys versendet. In der Nachricht warnte die Behörde vor einem unmittelbar anstehenden Raketenangriff und forderte die Bewohner dazu auf, sofort Schutz zu suchen. "Dies ist keine Übung", hieß es in der Nachricht, die am Samstagmorgen Ortszeit auch als Laufband im aktuellen TV-Programm eingeblendet wurde. Warnsirenen wurden dagegen nicht ausgelöst.
Die Behörde korrigierte ihre eigene Nachricht 38 Minuten später auf gleichem Weg, kurz zuvor bereits via Twitter und Facebook. "Keine Raketenbedrohung für Hawaii", hieß es in der Botschaft. Auch die US-Streitkräfte teilten mit, sie hätten keine Anzeichen für eine Raketenbedrohung. Ein EMA-Sprecher sagte, jemand haben fälschlicherweise die Informationskette ausgelöst, die zu der Handy-Warnung geführt habe. Jemand habe "den falschen Knopf gedrückt", hieß es weiter. Der Mitarbeiter soll seinen Fehler schnell gemerkt haben, als sein eigenes Handy die Warnmeldung anzeigte. Die EMA hat den Hergang inzwischen in einer Pressemitteilung (PDF) dokumentiert.
In Reichweite Nordkoreas
Hawaii liegt nach Einschätzung von Experten in Reichweite von Raketen aus Nordkorea. Das Land hat trotz UN-Verboten zahlreiche Raketen und Atombomben getestet. Ende November feuerte Nordkorea erneut eine Interkontinentalrakete zu Testzwecken ab. Die Führung erklärte kurze Zeit später, das Land könne jetzt das gesamte US-Festland mit Atomsprengköpfen angreifen. Nach Schätzungen des US-Physikers David Wright könnte eine nordkoreanische Rakete etwa 37 Minuten nach Abschuss in Hawaii einschlagen.
Nach Angaben des Weißen Hauses wurde der Präsident über den Fehlalarm auf Hawaii unterrichtet – mit dem Hinweis, dass es sich um eine örtliche Übung handele. Auch auf der Pazifikinsel Guam, einem US-Außengebiet, hatte es im vergangenen August einen falschen Raketenalarm gegeben.
Im 50. US-Bundesstaat leben nach offiziellen Angaben gut 1,5 Millionen Menschen. Zudem halten sich jederzeit Zehntausende Touristen auf den Inseln aus - im Januar 2017 etwa reisten nach Angaben der örtlichen Tourismusbehörde insgesamt mehr als 750.000 Menschen nach Hawaii.
Warnsysteme in den USA
Öffentliche Warnungen gehen in den USA über die am System beteiligten Mobilfunknetze direkt an alle Handys, die in dem entsprechenden Bereich eingeloggt sind – also auch an die von Besuchern. Gouverneur David Ige (Demokraten) entschuldigte sich für den Fehler. "Das hätte nicht passieren dürfen", sagte er bei einer Pressekonferenz. Es werde daran gearbeitet, dass sich derartiges nicht wiederholen könne.
Die Bundes-Katastrophenschutzbehörde FEMA hat unterdessen eine Untersuchung eingeleitet. Die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard aus Hawaii sagte, viele Menschen hätten Todesangst gehabt. "Die Leute bekamen die Nachricht und dachten: 15 Minuten. Wir haben 15 Minuten, dann können wir und unsere Familien tot sein." (acb)