Gericht: Network Solutions fahrlässig bei sex.com-Diebstahl

Laut einem US-Urteil sind Registrare für die Wahrung der Rechte an Domain-Namen verantwortlich: Das kalifornische Gericht sprach dem sex.com-Inhaber Gary Kremen für die missbräuchliche Nutzung seiner Domain Schadenersatz zu.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 37 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Carsten Meyer

Mit Spannung erwarteten Internet-Rechtsexperten ein Urteil, das wegen seines Präzedenzcharakters eine Prozesslawine gegen Internet-Registrare lostreten könnte: Das 9. Berufungsgericht von San Francisco verkündete am heutigen 26. Juli, dass Registrare für die Wahrung der Rechte an Domain-Namen verantwortlich seien und bei fahrlässigen Fehlern und Verstößen haftbar gemacht werden können.

Im Einzelnen ging es um einen nunmehr über acht Jahre zurückliegenden Fall: Der Amerikaner Gary Kremen ließ bereits 1994 den höchst lukrativen Domainnamen "sex.com" auf seine Firma "Online Classifieds" registrieren. Bereits ein Jahr später gelang es einem mehrfach vorbestraften Betrüger, den Domain-Namen mit einem Trick an sich zu reißen. Der gab sich auf einem gefälschten Schreiben an den damaligen Registrar Network Solutions (NSI) als Geschäftsführer von Online Classifieds aus und bat darum, wegen fortgesetzter Probleme mit der Internet-Anbindung die Domain auf "die autorisierte Person" Stephen Michael Cohen - sich selbst - umzuschreiben. Network Solutions, heute geführt von VeriSign, tat dies ohne nähere Prüfung des Sachverhalts und ohne Rücksicht auf die Namens- und Eigentumsrechte.

Cohen konnte im Laufe der nächsten sechs Jahre über 40 Millionen US-Dollar Gewinn mit der Sex-Domain einstreichen, die im Monat allein eine halbe Million für Banner-Anzeigen bringe, so die Anwälte des geschädigten Gary Kremen; insgesamt sei letzterem ein Schaden von 65 Millionen Dollar entstanden. 2001 war Cohen zwar in einem früheren Prozess zu deren Rückzahlung und zur Rückgabe des Domain-Namens verdonnert wurden, der machte sich aber mit seinem Vermögen aus dem Staub und entzieht sich in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana dem Zugriff der US-Behörden. Kremen hat für die Ergreifung von Cohen eine Belohnung von 50.000 US-Dollar ausgesetzt. (cm)