Gewerkschaft: Outsourcing indirekt für Flugausfälle bei British Airways verantwortlich

Nach dem Ausfall bei British Airways ist bisher nur sicher, dass ihn ein Fehler in der Stromversorgung auslöste. Die Untersuchung läuft weiter. Die Gewerkschaft GMB erhebt Vorwürfe gegen das Management, das für das Outsourcing der IT verantwortlich ist.

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Flugzeug am Gate

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Der Systemausfall bei der britischen Fluggesellschaft British Airways wurde durch einen Stromausfall im Rechenzentrum am Flughafen Heathrow verursacht – ein Cyberangriff oder Softwarefehler kann nach Darstellungen des Unternehmens gegenüber The Register ausgeschlossen werden.

In einer internen E-Mail schreibt Bill Francis, IT-Leiter des Mutterkonzerns, eine USV sei am Morgen des 27. Mai sei außer Kraft gesetzt worden. Dies habe zu einem plötzlichen Stromausfall geführt, die Notstromgeneratoren hätten nicht wie geplant übernommen. Das eigentliche Problem entstand aber erst nach dem Wiedereinschalten auf "ungeplante und unkontrollierte Weise, die einen physikalischen Schaden verursachte und das Problem signifikant verstärkte." Die Folge: Die IT-Systeme waren nicht erreichbar, die Webseite abgeschaltet, Passagiere konnten nicht einchecken, Maschinen nicht starten.

Britische Medien spekulierten, ein Techniker des externen Dienstleisters CBRE könnte für den Ausfall verantwortlich sein, indem er in Panik manuell in die Steuerung eingegriffen und die vorgesehene Prozedur ignoriert habe. Im ungünstigsten Fall könnten die Serversysteme dadurch kurzzeitig mit der doppelten Spannung versorgt worden sein, weil Batterien und Generatoren in Reihe geschaltet wurden. Gegenüber The Register erklärte eine Sprecherin des international tätigen Dienstleisters: "Wir betreuen das Rechenzentrum für unseren Kunden BA und unterstützen die Untersuchungen. Bisher wurde der Grund des Zwischenfalls nicht abschließend geklärt. Jegliche Spekulation ist nicht durch Fakten gedeckt."

Unterdessen kritisierte die Britische Gewerkschaft AFP, die auch die Mitarbeiter von British Airways vertritt, die Outsourcing-Politik in der Unternehmens-IT und forderte, Pläne für die Auslagerung weiterer 600 Stellen auf Eis zu legen. Mit einer hauseigenen IT sei das Unternehmen in der Vergangenheit immer in der Lage gewesen, kritische Situationen zu bewältigen. Mick Rix, GMB-Vorstandsmitglied für Luftfahrt, sagte: "Es ist kontra-intuitiv zu glauben, die Verlagerung einer vitalen IT und anderer Unternehmensaufgaben würde die Zuverlässigkeit der BA nicht gefährden." Die Fluggesellschaft widersprach dieser Darstellung in einer Stellungnahme gegenüber The Register: "Wir würden niemals die Integrität und Sicherheit unserer IT-Systeme gefährden." Outsourcing sei allgemein übliche Praxis in allen Industriebereichen und auch in der Regierung. (jam)