Google Pixel 2 ausprobiert: Guter Porträt-Modus, Offline-Musikerkennung und drei Jahre Update-Garantie

Seite 2: Kurios: Permanente Musik-Erkennung dank Offline-Datenbank

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Wie der Vorgänger zeigt das OLED-Display des Pixel 2 auf Wunsch permanent Uhrzeit und Benachrichtigungen an. Kurios ist die "Now-Playing"-Funktion: Mithilfe einer offline auf dem Gerät gespeicherten Musik-Datenbank erkennt das Gerät das gerade in der Umgebung hörbare Lied und zeigt den Titel unter der Uhrzeit an – komplett automatisch. Laut Google wird die Datenbank wöchentlich aktualisiert und beinhaltet "zehntausende" Titel. Tippt man auf den Titel, spuckt das Telefon den Liedtext aus (falls vorhanden) und bietet Verknüpfungen in den Play Store oder YouTube an. Bei unserem Hands-on-Termin dauerte es fünf bis zehn Sekunden, bis das Gerät den gerade laufenden Song erkannt hatte.

Außerdem neu: Das nun unten statt oben angeordnete Suchfeld sowie die Google-Lens-Funktion, die aufgenommene Fotos auf Knopfdruck analysiert. Drückt man auf das "Lens"-Icon, wird nicht nur Name oder Inhalt des fotografierten Objekts angezeigt, sondern auch mit Daten aus Googles Knowledge-Graph-Informationsdatenbank angereichert.

Bei unserem Ausprobiertermin demonstrierte Google die Funktion mit dem Foto eines japanischen Tempels, eines Ölgemäldes und einer Visitenkarte. Bei letzterem erkannte Lens nicht nur den Text, sondern auch die Art der Information: Ein Tipp auf die Telefonnummer aktivierte die Telefonie-App, ein Tipp auf die Adresse Google Maps.

Google Fotos analysiert schon länger in die Cloud hochgeladenen Bilder. Die ermittelten Informationen konnte man sich aber bislang nicht manuell anzeigen lassen, sondern dienten lediglich zur Suche ("zeig mir alle Bilder, auf denen eine Kaffeetasse zu sehen ist"). Apropos Google Fotos: Die App ist nun in die Kamera-Software integriert, so dass bereits in der Vorschau des gerade geknipsten Fotos alle Google-Foto-Funktionen zur Verfügung stehen.

Eine weitere zurzeit noch exklusive Pixel 2-Funktion ist die sogenannte "At a glance"-Anzeige im Always-on-Modus und auf dem Home-Screen: Sie zeigt nicht einfach den nächsten Termin, sondern meldet beispielsweise "In 10 Minuten Meeting mit Tim Cook".

Pixel 2: Porträt-Modus ausprobiert (4 Bilder)

Der Porträt-Modus im Pixel 2 ist eine reine Software-Funktion. Hat man ein Foto geknipst...

Neben diesen "smarten" Assistenzfunktionen lag der Fokus beim Pixel 2 laut Google auf der Verbesserung der Kamera: Zwar stecke der gleiche Sony-Sensor im Pixel 2 wie in vielen Konkurrenz-Geräten, in Kombination mit Objektiv und Software sei die Kamera aber einzigartig auf dem Markt. Das Objektiv ist lichtstärker als beim Vorgänger (f1.8 statt f2.0), der 12,2-Megapixel-Sensor beherrscht nun wie Apple und Samsung seit zwei Generationen Dual-Phase-Detection für schnelle Fokussierung. Die Kamera beherrscht optische (OIS) und elektronische Bildstabilisierung (EIS).

Die augenfälligste Neuerung ist aber der Porträtmodus, der sowohl mit der hinteren als auch mit der vorderen (Selfie-)Kamerafunktioniert – anders als bei der Konkurrenz arbeitet der Modus mit nur einem Objektiv. Porträtmodus bedeutet, dass Objekte im Vordergrund scharf dargestellt werden, der Hintergrund aber unscharf. Der künstlichen Bokeh-Funktion liege laut Google Machine Learning und eine Datenbank mit über einer Million Fotos zugrunde. In unserem kurzen Anknipstest gefielen uns die Ergebnisse sehr gut – auch wenn man gerade bei feinen Strukturen wie Haaren Bildfehler erkennen konnte.

Die Hauptkamera nimmt Videos mit einer Auflösung von maximal 1080p und 120 fps auf.

Alles in allem bietet das Pixel 2 zeitgemäße Smartphone-Technik für Fans der reinen Android-Lehre. Während die Software einige innovative Funktionen bietet (allen voran Google Lens und der Porträtmodus), ist die Hardware eher Hausmannskost: Ein Randlosdisplay wie bei Samsung oder bei Apple iPhone X gibt es nicht, außerdem fehlen Doppelkamera und Gimmicks wie Gesichtserkennung per Tiefensensor und IP68-Wasserabdichtung.

Dafür bietet die Software Funktionen, die andere Android-Handys erst später bekommen werden – wenn überhaupt. Wer immer die neueste Android-Version haben will, kommt deshalb an einem Pixel-Smartphone schwer vorbei – muss dafür aber auch tief in die Tasche greifen: Preislich fängt der Pixel-2-Spaß bei 799 Euro an (64 GByte) an, die 128 GByte-Variante kostet 909 Euro. Das Pixel 2 XL kostet mit 64 GByte 939 Euro, mit 128 GByte 1049 Euro. Anfangs soll es zu jedem verkauften Smartphone ein Google Home Mini dazugeben.

Das Pixel 2 soll in Deutschland am 19. Oktober in den Handel kommen, das Pixel 2 XL ab Mitte November. Angeboten werden die Farbversionen Just Black, Clearly White und Kinda Blue (Pixel 2) sowie Just Black und Black & White (Pixel 2 XL).

Update 20:30 Uhr: Auch wenn es weiterhin einen Nano-SIM-Slot gibt, in den veröffentlichten Spezifikationen wird deutlich, dass das Pixel 2 zusätzlich eine eSIM integriert hat. Je nach Provider-Angebot, lässt sich künftig also wohl auch ohne physische SIM-Karte auskommen.

Zudem hat Google sein bereits bekanntes VR-Headset Daydream View in einigen Punkten überarbeitet und in zwei neuen Farben vorgestellt. Es ist für 109 Euro zu haben und mit dem Pixel 2 kompatibel. (jkj)