Handelskonflikt in Ostasien: Auch Südkorea streicht Japan von "weißer Liste"
Die Beziehungen zwischen Japan und Südkorea verschlechtern sich weiter: Nun hat Südkorea nachgezogen und erschwert den Warenexport nach Japan.
Im Handelsstreit mit Japan hat Südkorea nun nachgezogen und das Land der aufgehenden Sonne ebenfalls von einer "weißen Liste" für die vertrauenswürdigsten Handelspartner gestrichen. Erst Anfang August hatte Japan diesen Schritt vollzogen und damit den Konflikt auf eine neue Ebene gehoben. Wie die Korea Times erklärt, hatte die südkoreanische Regierung andere Staaten bislang danach geordnet, ob sie sich an die vier wichtigsten internationalen Abkommen zur Exportkontrolle halten oder nicht. Extra für Japan sei nun eine dritte Kategorie geschaffen worden: Staaten, die diese Verträge zwar unterzeichnet haben, aber "Exportkontrolle so umsetzen, dass damit internationale Normen verletzt werden".
"Symbolischer" Schritt
Wie die koreanische Zeitung weiter schreibt, soll die neue Klassifizierung kommenden Monat umgesetzt werden. Bis dahin habe die Öffentlichkeit aber noch 20 Tage lang Zeit, um Kommentare zu dem Schritt abzugeben. Nach der Umsetzung der Neuregelung müssten südkoreanische Unternehmen, die Produkte nach Japan liefern wollen, fünf statt der bislang drei nötigen Dokumente einreichen. Die dann nötige Genehmigung würde außerdem etwa 15 Tage dauern – bislang sei lediglich eine Wartezeit von fünf Tagen nötig. Die Japan Times zitiert derweil einen Ökonomen, der Südkoreas Schritt als "symbolisch" bezeichnet: Mit keinem Land habe Südkorea ein derart hohes Handelsbilanzdefizit wie mit Japan.
Auslöser des Streits ist eine neuerliche Uneinigkeit zwischen beiden Staaten über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Der Oberste Gerichtshof in Südkorea hatte im vergangenen Jahr in separaten Verfahren Nippon Steel und den Schwerindustriekonzern Mitsubishi Heavy Industries angewiesen, Schadenersatz an ehemalige Zwangsarbeiter zu zahlen. Japan beharrt jedoch darauf, dass dieses Urteil gegen den Grundlagenvertrag verstößt, mit dem das Land und seine ehemalige Kolonie 1965 ihre Beziehungen normalisiert hatten. Die finanziellen Schäden seien abgegolten, meint die Regierung dort und erste Handelseinschränkungen eingeführt.
Weitreichende Folgen möglich
Der Konflikt könnte nach Einschätzung der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) auch für Europa negative Konsequenzen haben. "Besorgniserregend sind vor allem die Folgen, die der Streit für das Machtverhältnis in Asien haben könnte", sagte die Autorin des Papers, Asien-Expertin Alexandra Sakaki, der Deutschen Presse-Agentur. So könne vor allem China das Zerwürfnis nutzen, den Einfluss in der Region auszubauen und die USA zurückzudrängen. Auch Nordkorea könne von dem Konflikt profitieren. Dass der Handel zwischen beiden Ländern zum Erliegen kommt, oder es auf dem europäischen Markt dadurch Lieferengpässe gibt, hält Sakaki momentan allerdings für unwahrscheinlich. (mho)