Handelsstreit zwischen USA und China belastet Europas Firmen
Europäische Unternehmen kritisieren die US-Strafzölle. In einem Punkt geben sie US-Präsident Trump aber recht: Chinas Wirtschaft müsse sich weiter öffnen.
Die Strafzölle, mit denen sich die USA und China überziehen, nehmen ein immer gewaltigeres Ausmaß an. Die Folgen des Handelskonflikts bekommen auch europäische Firmen zu spüren. Mehr als jedes dritte EU-Unternehmen, das in China tätig ist, wird negativ beeinflusst. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Mitgliederbefragung der EU-Handelskammer in Peking hervor.
Europa profitiert nicht von US-Zöllen
Das Ergebnis der Umfrage "widerspricht Erwartungen, dass europäische Unternehmen von den Zöllen profitieren würden", heißt es in dem Papier. Die Hoffnung, dass Chinesen statt bei US-Firmen einfach mehr bei europäischen Konkurrenten bestellen, scheint sich bislang nicht zu bewahrheiten.
Weniger als fünf Prozent der befragten EU-Firmen sahen demnach positive Auswirkungen auf ihr Geschäft. Vielmehr sorge der andauernde Konflikt für eine insgesamt schlechtere Stimmung in der Wirtschaft. Geschäftsentscheidungen würden erschwert, was negative Auswirkung auf das Wachstum habe, teilte die Kammer mit.
Die Umfrage wurde im Januar und Februar durchgeführt, also noch vor der jüngsten Zuspitzung des Handelsstreits der beiden größten Volkswirtschaften. Vor zwei Wochen hatten sich beide Seiten mit einer neuen Runde von Strafzöllen überzogen.
Kritik der USA nicht unberechtigt
Nachdem die USA Zölle auf Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar (179 Milliarden Euro) von 10 auf 25 Prozent erhöhten, hob Peking seinerseits seine Sonderabgaben auf US-Produkte im Wert von 60 Milliarden US-Dollar an.
Aus Sicht der EU-Kammer seien die von den USA verhängten Strafzölle zwar eindeutig der falsche Weg. Die zugrundeliegende Kritik des Weißen Hauses werde aber in vielerlei Hinsicht geteilt. So führte die Kammer aus, dass EU-Firmen in der Volksrepublik trotz großer Reformversprechen noch immer benachteiligt würden. "Wir brauchen ein vorhersehbares, faires Geschäftsumfeld", sagte Vize-Kammerpräsidentin Charlotte Roule.
56 Prozent der befragten Unternehmen schätzten ein, dass chinesische Firmen in Europa einen besseren Marktzugang genießen als umgekehrt EU-Firmen in China. 45 Prozent beklagten, dass sie in China im Vergleich zu lokalen chinesischen Firmen ungerecht behandelt würden.
Klage über Drängen auf Technologietransfer
20 Prozent der EU-Unternehmen gaben zudem an, dass sie sich genötigt fühlten, chinesischen Partnern Technologie zu überlassen, um in China Geschäfte machen zu können. Vor zwei Jahren hatten sich darüber lediglich 10 Prozent der EU-Firmen beschwert. "Es ist nicht hinnehmbar, dass diese Praxis in einem so ausgereiften und innovativen Markt wie China fortgesetzt wird", sagte Roule.
Ein besserer Schutz gegen zwangsweisen Technologietransfer für in China tätige Unternehmen ist auch eine zentrale Forderung der US-Regierung im Handelsstreit. Zudem wird mehr Marktzugang in China gefordert, sowie eine Verringerung des US-Handelsdefizits. Auch stoßen sich die USA an staatlicher Förderung chinesischer Firmen, die den Markt verzerre.
Doch aus Sicht der EU muss statt eines eskalierenden Handelskonflikts ein anderes Mittel her, um die Probleme zu lösen. "Wir glauben an den strategischen Dialog", sagte Kammer-Vize Roule. Statt auf Zölle zu setzen, solle die EU mit China weiter über ein Investitionsabkommen verhandeln, in dem auch die unfairen Wettbewerbsbedingungen adressiert werden. (mho)