Instagram-Abspaltung: "Keine gute Idee, aber wir denken darüber nach"

Kann eine Zerschlagung Facebooks die Machtfülle des Unternehmens brechen? Facebook und Instagram sehen darin keine Lösung der eigentlichen Probleme.

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Instagram

(Bild: dpa, Yui Mok/PA Wire)

Lesezeit: 3 Min.

Facebook denkt über die Abspaltung Instagrams von Facebook nach, konkrete Pläne verfolge man aber nicht, sagte Adam Mosseri, Chef von Instagram, gegenüber der Frankfurther Allgemeinen Zeitung (FAZ) in einem Interview. Die Abspaltung berge nach Ansicht von Mosseri mehr Nachteile als Vorteile, weil Instagram dann nicht mehr auf die Ressourcen von Facebook beispielsweise zur Überwachung von Inhalten zugreifen könnte.

"Bereits vor langer Zeit“ habe man bei Instagram eine Größenordnung an nutzergenerierten Inhalten erreicht, die nicht mehr manuell daraufhin überprüft werden könne, ob sie die Richtlinien des Netzwerks erfüllen. Hier sei Instagram von Facebook abhängig, weil sich dort mehr Menschen mit der dafür notwendigen Technik, den Richtlinien und Protokollen beschäftigen würden.

Wie Mosseri ausführt, sei die Abspaltung von Facebook keine Lösung, weil eine Verkleinerung des Konzerns die Probleme nicht lösen würde. Selbst wenn Instagram nur ein Zehntausendstel seiner heutigen Größe hätte, wäre man noch auf technische Unterstützung von Facebook angewiesen, heißt es im Interview der FAZ. Mit einer Abspaltung würde die Bekämpfung von Mobbing, Falschinformationen, Hassrede oder einer möglichen Beeinflussung von Wahlen noch schwieriger werden, da die Probleme dann "exponentiell größer" würden. Mosseri hält deshalb eine Abspaltung Instagrams von Facebook für "keine gute Idee".

Zweigleisig würde man bei Facebook nicht fahren und etwa an einem Notfallplan arbeiten, um einer von Politik und Marktwächtern erzwungenen Zerschlagung Facebooks zuvorzukommen. Dies wäre "ungesund", sagte der Instagram-Chef. Darüber nachdenken würde man bei Facebook allerdings schon, weil es "eine gängige Frage" geworden sei.

Facebook, Google, Amazon und andere große Tech-Konzerne besitzen nach Ansicht von Politikern und Markwächtern eine Monopolstellung, die zu wettbewerbswidrigen Verhalten geführt hätte. Die demokratischen US-Senatorinnen Kamala Harris und Elizabeth Warren hatten sich deshalb für eine Zerschlagung größerer Online-Plattformen, darunter auch Facebook, ausgesprochen und zusätzlich eine stärkere Regulierung gefordert.

Auch der Facebook-Mitgründer Chris Hughes hatte eine Zerschlagung von Facebook gefordert. Er sieht zusätzlich eine zu hohe Machtfülle bei Facebook-Chef Mark Zuckerberg und befürchtet, dass Facebook durch seine Monopolstellung die Entstehung weiterer Wettbewerber verhindert. Konkret solle Facebook deshalb Instagram und WhatsApp abgeben.

Facebook bestreitet jedoch, überhaupt eine Monopolstellung zu besitzen. So sagte auch Mosseri in dem FAZ-Interview, dass Facebook in wichtigen Bereichen einem "harten Wettbewerb" ausgesetzt sei. Im Bereich von Messengern seien dies iMessage, SMS sowie die Messenger-Dienste von Line und Kakao in Japan und Korea. Beide seien für Facebook wichtige Märkte. Im Videobereich stehe Facebook und Instagram im Wettbewerb mit YouTube. Der Videodienst sei im Vergleich zu Facebook und Instagram ein Riese. (olb)