Intel feiert den Itanium Tukwila

Lange musste man auf ihn warten, manche meinten schon, er käme gar nicht mehr, doch nun ist Intels neuer Itanium-Prozessor 9300 (Tukwila) erschienen.

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Von
  • Andreas Stiller

Mit einer Festveranstaltung in San Francisco feierte Intel den mit arger Verspätung in den Serverwettkampf eingreifenden Itanium-Prozessor Tukwila 9300. Stunden zuvor hatte allerdings Konkurrent IBM mit dem Stapellauf des Power7 die Intel-Veranstaltung schon reichlich verhagelt.

Die beiden "Launch-Events" hätten unterschiedlicher nicht sein können: Während sich IBM mit konkreten Benchmarkergebnissen und direkten Vergleichen zur Konkurrenz früher eher vornehm zurückhielt und die Bedeutung für kritische Aufgaben ("Mission critical") und Serververfügbarkeit hervorhob, powerte Intel mit Partnern gern mit Benchmarkwerten, so auch beim Start des Montecito-Itanium vor dreieinhalb Jahren. Nun war es genau umgekehrt: IBM stellte Performance, Energieverbrauch und Preis/Leistung im Vergleich zu Itanium- und SPARC-Systemen in den Vordergrund, Intel hingegen sprach von "mission critical" und präsentierte kein einziges konkretes Benchmarkergebnis. Intel blieb lediglich bei seiner schon lange veröffentlichten vagen Aussage zu dem neuen Itanium-Prozessor: Mehr als doppelt so schnell wie der Vorgänger Montvale bei bis zu sechsfacher Speicherbandbreite, neunfacher Interconnect-Bandbreite und 30 Prozent niedrigerer Energieaufnahme pro Kern. Hewlett Packard gab an, dass in Einzelfällen Applikationen auf Tukwila bis zu neunmal so schnell als mit den Vorgänger-CPUs liefen.

Anders als bei IBM wurden jedoch auch keine konkreten Systeme vorgestellt, Hauptpartner HP will erst im Verlauf der nächsten 90 Tage mit neuen Servern für Tukwila herauskommen. Auch von den anderen Partnern Bull, NEC, Hitachi, Inspur und Supermicro war nichts Fertiges zu sehen; frühere Itanium-Promoter wie SGI oder Fujitsu waren bei den Partnern gar nicht mehr aufgelistet.

Intel verweist auf die solide Roadmap mit sockel- und binär softwarekompatiben Nachfolgeprozessoren

(Bild: Intel)

Fünf Prozessoren der 9300-Familie mit recht mäßigem Takt, gefertigt im bewährten 65-nm-Prozess, sind zunächst vorgesehen, der schnellste ist der 9350 mit vier Kernen, 24 MByte L3-Cache und 1,73 GHz Takt, der per Turbo Boost bei weniger benutzen Kernen auf 1,86 GHz anwachsen kann. Mit 2,046 Milliarden Transistoren ist der 9350 der aktuell größte Prozessor-Chip (Power7 beschränkt sich auf 1,2 Milliarden), jedenfalls bis Nvidia den Fermi-Chip mit seinen rund 3 Milliarden Transistoren offiziell vorstellt.

Prozessor Optimiert für Cores/ Threads L3-Cache (MB) Basistakt (GHz) Turbo Boost OEM-Preis [US-$)
9350 Performance 4/8 24 1,73 1,86 $3.838
9340 Performance/Preis 4/8 20 1,60 1,73 $2.059
9330 Performane/Watt 4/8 20 1,46 1,60 $2.059
9320 Value 4/8 16 1,33 1,46 $1.614
9310 Low Power 2/4 10 1,60 n.n. $946

Eigentlich war Itanium Tukwila schon vor rund einem Jahr fertig, allein das auf FBDIMM ausgerichtete Speicherinface machte Intel Kummer, denn zu sehr ging der Weg wieder weg von FBDIMM; schon einmal hatte Intel mit den RDIMMs von Rambus teuer aufs falsche Speicherpferd gesetzt. Also nahm man eine weitere Verzögerung in Kauf und stieg wie beim Nehalem EX auf ein sogenanntes Scalable Memory Interface um, über das man DDR3-Speicher von bis zu 1 TByte Kapazität anschließen kann. Der große Vorteil liegt dann in der Mitnutzung der Infrastruktur (Boxboro-Chipsatz, QPI, Speicher) der Nehalem-EX-Familie, was die Kosten für Itanium-Server deutlich senken könnte. So will man offenbar weniger über die Performance als über den Preis in den Wettbewerb eingreifen. Dazu gehört auch eine "investitionsschützende" Roadmap hin zu den Nachfolgern Poulson (in 32 nm) und Kittson, die beide sockelkompatibel, DDR3-speicherkompatibel und binär softwarekompatibel zu Tukwila sein sollen. (as)