Intel bohrt Itanium 2 mit Doppelkern-CPU "Montecito" auf

Mit mindestens halbjähriger Verspätung startet heute der 90-Nanometer-Doppelkern-Prozessor Montecito in den Itanium-2-Prozessoren der Baureihe 9000.

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Der ursprünglich bereits 2005 erwartete, dann für Anfang 2006 versprochene und später verschobene 90-Nanometer-Doppelkern-Prozessor Montecito soll Intels Itanium-2-Baureihe jetzt besser in Szene setzen: Jeder der beiden Prozessorkerne des Riesen-Chips mit 1,7 Milliarden Transistoren unterstützt zwei Threads (Hyper-Threading, HT), der Level-3-Cache speicher bis zu 24 MByte.

Zu Intels Leidwesen erreicht der Montecito-Kern nun doch nicht die angestrebte maximale Taktfrequenz von etwa 2,0 GHz, die wenigstens kurzzeitig per Foxton Technology erreicht werden sollte. Und auch der Frontsidebus erreicht nicht die FSB667-Geschwindigkeit, die einige seiner "Madison"-Vorgänger schon jetzt bieten. Intels Chipsatz E8870 unterstützt aber ohnehin nur FSB400; der Dual-Core-Itanium-2 eignet sich von FSB und Leistungsaufnahme also auch zur Aufrüstung mancher älterer Maschinen.

Intel bringt zunächst sechs neue Itanium-2-9000-Versionen in FSB400- und FSB533-Ausführungen:

Prozessor Anzahl Kerne,
Funktionen
Taktfrequenz
 
L3-Cache
 
Listenpreis
[US-Dollar]
Itanium 2 9050 FSB533/400 2 Kerne, VT, HT1,6 GHz 24 MByte 3692 
Itanium 2 9040 FSB533/400 2 Kerne, VT, HT1,6 GHz 18 MByte 1980 
Itanium 2 9030 FSB533/400 2 Kerne, VT, HT1,6 GHz 8 MByte 1552 
Itanium 2 9020 FSB533/400 2 Kerne, VT, HT1,42 GHz 12 MByte 910 
Itanium 2 9015 FSB400 2 Kerne, VT, HT1,4 GHz 12 MByte 749 
Itanium 2 9010 FSB533/400 1 Kern1,6 GHz 6 MByte  696 

Die Prozessoren sollen ab sofort lieferbar sein, komplette Server sollen Ende August folgen.

Intel hebt als Vorteil der Itanium-2-Prozessoren vor allem ihre angebliche Standard-(EPIC-)Architektur hervor, die im Vergleich zu typischen RISC-Prozessoren wie IBM Power5, Sun UltraSPARC oder Fujitsu SPARC64 mehr Auswahl bei Betriebssystemen und Geräten bringen soll. Vor allem Itanium-Entwicklungspartner HP, aber auch die anderen Server-Hersteller aus der Itanium Solutions Alliance (ISA) werden in den nächsten Tagen neue Itanium-Systeme ankündigen oder haben dies bereits getan: HP hatte bereits im März Integrity-Maschinen mit neuem SX2000-Chipsatz eingeführt, SGI vor drei Wochen anlässlich der ISC2006 den Blade-Server Altix 7000 gezeigt und Bull bereits eine Reihe von SPEC-CPU2000-Benchmark-Ergebnissen für den NovaScale 3045 mit Itanium 2 9050 veröffentlicht.

Laut Bull bringt es einer der neuen Itanium-Kerne alleine unter Linux auf 1474 CINT2000-Punkte und 3017 CFP2000-Punkte; ein Vier-Prozessor-System mit 8 Kernen schafft einen Ganzzahl-Durchsatz von 134 Punkten (int_rate_base_2000) und bei Gleitkomma-Berechnungen 186 Punkte (fp_rate_base_2000). Damit muss sich diese Vier-Sockel-Maschine aber vom Ganzzahl-Durchsatz her bereits aktuellen Opteron-Systemen geschlagen geben (HP ProLiant DL585: 145 Punkte), und der IBM Power5 liegt beim Gleitkomma-Durchsatz vorne (eServer p5 570: 241 Punkte). Intel reklamiert aber den absoluten Spitzenwert von 4230 Punkten im Ganzzahl-Durchsatz für sich, gemessen auf einem SGI-Altix-7000-Cluster unter Linux mit 128 Itanium-2-9050-Prozessoren, also 256 CPU-Kernen und 512 GByte Speicher. So viele Prozessor-Kerne hat bisher nur SGI bei der SPEC angemeldet. Dieselbe Altix 7000 erreicht übrigens einen Gleitkomma-Durchsatz von 4927 Punkten.

Weitere neue Itanium-2-Systeme werden auch aus dem Bereich der fehlertoleranten, hochverfügbaren Systeme erwartet; unter anderem will Fujitsu seinen Primequest überarbeiten. Die Itanium-Prozessoren bieten Spezial-Funktionen zur Verbesserung der Zuverlässigkeit (Reliability, Availability, Serviceability, RAS) wie die Cache-"Selbstheilung" Pellston Technology. Die Montecito-Itaniums bringen auch Hardware-Unterstützung für Virtualisierung mit, was Intel hier VT-i nennt, um es von VT-x (für x86-Prozessoren) und VT-d (I/O- beziehungsweise Device-Virtualisierung) zu unterscheiden. Es wird erwartet, dass Server mit VT-i-Virtualisierung deutlich verbesserte Möglichkeiten zur logischen Partitionierung (LPAR) bieten. (ciw)