KI und Data Science im Kampf gegen Hunger und Krankheiten
Künstliche Intelligenz und Data Science sollen in Afrika dabei helfen, beispielsweise Mangelernährung zu erkennen oder Infektionskrankheiten zu bekämpfen.
Gemeinsam mit der Initiative UN Global Pulse will das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung eine Diskussion über nationale Strategien Künstlicher Intelligenz (KI) in afrikanischen Ländern anstoßen.
Man hoffe, dass KI "perspektivisch dazu beitragen kann, das Entstehen von Dürren, Hungersnöten und sogar bewaffneten Konflikten vorherzusagen oder diesen sogar vorzubeugen", sagte Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär im BMZ, beim 12. Digitalgipfel in Nürnberg. Insgesamt 450 Projekte des BMZ haben nach Angaben des Ministeriums einen "digitalen Schwerpunkt".
KI und Data Science in Afrika
Künstliche Intelligenz sei keine Zukunftsmusik mehr in der Entwicklungszusammenarbeit, erklärte Barthle. "Wir realisieren bereits erste Projekte." In Tunesien etwa werde unter Zuhilfenahme von KI-gestützter Bilderkennung versucht, Pflanzenkrankheiten rascher zu erkennen. In einem anderen Projekt soll durch die Vernetzung von Hunderten Supermärkten die Verteilung mit frischen Lebensmitteln besser gesteuert werden. Das BMZ will mit der in Nürnberg angekündigten Zusammenarbeit mit UN Global Pulse künftig die Entwicklung von KI und Data Science in Afrika fördern.
UN Global Pulse arbeitet mit der Makerere University in Uganda, der Stellenbosch University in Südafrika und der Dedan Kimathi University of Technology in Kenia an verschiedenen Data Science Projekten, sagte Miguel Luengo-Oroz, Principal Data Scientist bei der UN. Zugleich fördere UN Global Pulse bereits seit mehreren Jahren die Entwicklung von Datenschutznormen in Zusammenhang mit Big Data in verschiedenen afrikanischen Ländern. Die Fragen, wer sammelt Daten, wer speichert sie, wer hat die Kontrolle über sie und wie sieht eine informierte Zustimmung aus, sind laut Nanjira Sambuli vom World Wide Web Consortium in Afrika noch weitgehend unbeantwortet.
Zu wenig afrikanische Genom-Daten
Aktuell sehen afrikanische Experten allerdings zunächst den Zugang zu benötigten Daten als Hauptproblem einer sich lokal entwickelnden KI-Disziplin. Der Infektionsbiologe und Leiter der Biomedical Translational Research Initiative an der University of Cape Town, Musa Mhlanga, sagte in Nürnberg, es fehle etwa den Biomedizinern an wichtigen Daten, um im Rahmen der Präzisionsmedizin Therapien gegen nicht-ansteckende Krankheiten wie Krebs zu entwickeln.
81 Prozent der bislang sequenzierten Genome, die in den Datenbanken der Wissenschaftler schlummern, stammen von Europäern, nur fünf Prozent von Afrikanern. Das seien insgesamt zwar 14 Prozent mehr als noch vor sieben Jahren, allerdings machten den Zuwachs vor allem Sequenzierungen in Asien aus. In gewisser Weise sei aber die mangelnde Sequenzierung auch ein Schutz, sagte Mhlanga unter Verweis auf den Google-Zugriff auf Daten des britischen Gesundheitsdienstes National Health Service (NHS).
Eine Menge sensibler Daten liefern könnte ein von Microsoft, der Welthungerhilfe und der Münchner Rückversicherung zum Digitalgipfel vorgestelltes Projekt. Mittels Kamera, Infrarotsensor und der mobilen App Child Growth Monitor sollen Kinder gescannt und damit eine Anwendung trainiert werden, um Mangelernährung zu erkennen. Die mobile Anwendung, die derzeit als Prototyp in Indien getestet wird, nutze Deep-Learning-Modelle aus den Diensten für Künstliche Intelligenz von Microsoft Azure, teilt die Welthungerhilfe mit. Mit herkömmlichen Mitteln sei es schwer zu erkennen, ob ein Kind unter Mangelernährung leidet, von Hand wiegen und messen ist fehleranfällig, so die Projektpartner. (olb)