Klimagas-Schlucker am Schornstein

US-Forscher entwickeln neue Materialklassen, die ein Vielfaches ihres Volumens an Kohlendioxid aufnehmen können.

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US-Forscher haben ein neuartiges, poröses Material entwickelt, das ein 80-Faches seines Volumens an Kohlendioxid aufnehmen kann. Mit dem Ansatz ließe sich das Klimagas direkt am Schornstein von Kraftwerken und anderen CO2-produzierenden Anlagen abscheiden, bevor es in die Atmosphäre gelangen kann. Im Anschluss an die Absorption lässt sich der schädliche Stoff durch Druckveränderungen kontrolliert wieder freisetzen, um es zu komprimieren und schließlich in Langzeitlagerstätten zu pumpen, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Solche und ähnliche Pläne zur CO2-Sequestrierung gelten als Schlüsseltechnik, um den Klimagas-Ausstoß in den Industrieländern zu senken – insbesondere in Regionen, die noch stark auf die Kohleverstromung setzen. Die erste Stufe, das Auffangen des Kohlendioxids, ist dabei die teuerste: Bis zu 75 Prozent der Gesamtkosten einer solchen Anlage müssen dafür aufgewendet werden, wie es in einer aktuellen Studie des US-Energieministeriums heißt.

Das neue CO2-Auffangmaterial wurde von Omar Yaghi, einem Chemiker an der University of California in Los Angeles, entwickelt. Er hatte sich bereits zuvor mit der Herstellung neuer Materialklassen beschäftigt, die eine komplexe, mikroskopische Struktur besitzen. Seine Technik kann große CO2-Mengen absorbieren, lässt andere Gase hingegen weiter durch.

Neben der Verwendung am Schornstein denkt Yaghi auch darüber nach, seine Erfindung in Kohlevergasungsanlagen einzusetzen. Dabei wird der staubige Energieträger zunächst vorverarbeitet, um eine Mischung aus Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Wasserstoff zu erzeugen. Der Wasserstoff wird dann zur Stromerzeugung genutzt. Das CO2 kann hier zwar bereits jetzt über ein Lösungsmittel aufgefangen werden, aber auch dies steigert wieder den Energieverbrauch. Ähnlich wie bei Kohlekraftwerken würde Yaghis Technik also Kosten senken.

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(bsc)