Kritik an "Discokugel im All": Rocket Lab verteidigt Humanity Star

Das neuseeländische Unternehmen Rocket Lab hat einen Satelliten ins All geschossen, der von der Erde aus sichtbar sein soll. Sonst kann er nichts. Nicht nur Astronomen kritisieren das als Vandalismus am Nachthimmel und warnen vor den Folgen.

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Kritik an "Discokugel im All": Rocket Lab verteidigt Humanity Star

Der "Humanity Star" am Boden

(Bild: Rocket Lab)

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Rocket Lab hat die Entscheidung verteidigt, zum ersten erfolgreichen Flug der Billig-Rakete Electron einen Satelliten ins All zu schießen, dessen einziger Zweck es ist, von der Erde aus sichtbar zu sein. Zuvor hatte das neuseeländische Raumfahrtunternehmen bekanntgegeben, dass die Rakete außer den drei bekannten Satelliten auch den "Humanity Star" ins All geschossen hat. Der kugelförmige Satellit besteht aus 65 aneinander hängenden Spiegeln, die das Licht der Sonne – ähnlich wie eine Discokugel – zur Erde reflektieren sollen. Unternehmenschef Peter Beck hatte dem New Zealand Herald erklärt, er hoffe, dass der Satellit zu einem der hellsten Objekte am Nachthimmel wird.

Vor allem Astronomen hatten danach viel Kritik an dem neuen Satelliten geübt und die Verantwortlichen gerügt. Immerhin hatte Rocket Lab das Projekt nicht eigenmächtig durchgeführt, sondern sich die erforderlichen Genehmigungen der neuseeländischen Regierungen besorgt. Der Astronom Ian Griffin etwa bezeichnete die Aktion als "ökologischen Vandalismus". Neuseelands Raumfahrtära beginne gleich mit der absichtlichen Verunstaltung des Himmels durch ein Graffiti. Andere wiesen darauf hin, dass andere Satelliten – wie etwa die Internationale Raumstation – durchaus bereits von der Erde aus sichtbar sind und dazu noch der Wissenschaft helfen.

Geäußert wurde auch die Sorge, dass der Humanity Star nicht hell genug sein werde, um wirklich zu beeindrucken, aber hell genug, um Astronomen bei ihrer Arbeit zu stören. Einige befürchten auch bereits Nachahmer: Was wäre etwa davon zu halten, wenn Facebook sein Logo auf den Mond anbringe, fragt David Hogg. Er kritisiere den Humanity Star nicht als Astronom, sondern als jemand, der es nicht für richtig halte, dass "alle Landschaften zu Leinwänden für die Reichen werden".

Peter Beck verteidigt das Projekt trotzdem, denn damit habe er eine Debatte "über die Herausforderungen der Menschheit" anregen wollen und darüber, wie wir als Spezies agieren: "Wenn du etwas großes machst, werden manche Menschen es lieben und manche nicht", sagte er dem New Zealand Herald. Der Humanity Star wird nun etwa neun Monate lang die Erde umkreisen und dann bei seinem Absturz in der Atmosphäre verglühen.

Fast erfolgreicher Start von Rocket Lab (14 Bilder)

Die Electron im Hangar
(Bild: Rocket Lab)

(mho)