Luxus-Smartphones: Vertu in Schwierigkeiten

Smartphones für die Reichen ist das Geschäft von Vertu. Doch die ehemalige Nokia-Tochter hat nach mehrmaligem Weiterverkauf Probleme. So seien Gehälter in England nicht gezahlt worden und für den letzten Besitzerwechsel soll noch kein Geld geflossen sein.

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Luxus-Smartphones: Vertu in Schwierigkeiten

Bei Preisen bis 50.000 Euro für edle Materialien lässt Vertu Smartphones für eine betuchte Zielgruppe produzieren.

(Bild: Vertu)

Lesezeit: 3 Min.

Laut einem Bericht des britischen Telegraph steckt der Luxus-Handy-Hersteller Vertu in Problemen. So hätten die Angestellten der in England beheimatetet Firma noch kein Gehalt für diesen Monat erhalten. Zudem beklagt sich der vorherige Besitzer aus Hongkong, dass er vom Käufer des Unternehmens bisher nicht die vereinbarte Zahlung erhalten habe. Der wiederum klagt gegen Vorbesitzer, weil er sich über den Zustand der Vertu Corporation Ltd (VCL) getäuscht fühlt.

Die ehemalige Nokia-Tochter wurde vor drei Monaten an eine Firma des türkischen Geschäftsmanns Murat Hakan Uzan verkauft. Der versprach die aufgelaufenen Schulden zu übernehmen, in das seit Jahren schwächelnde Luxus-Geschäft zu investieren und zahlte 50 Millionen britische Pfund an den Vorbesitzer, die Godin Holdings aus Hongkong. Die beklagte sich laut Telegraph jedoch, dass das vereinbarte Geld nie geflossen sei. Stattdessen hätte man nach der Übergabe lediglich einen Screenshot mit der versprochenen Banküberweisung erhalten. Die eigene Bank habe das Geld nie erhalten. Nun wolle man klagen, da Uzan die Besitzrechte illegal halte.

Den Anwälten des neuen Besitzer zufolge wurde die Zahlung jedoch zurückgehalten, da man über den Zustand von Vertu getäuscht worden sei. Demnach seien Zahlung an Mitarbeiter unregelmäßig geflossen und Zulieferer seit anderthalb Jahren nicht bezahlt worden. Man habe den Vorbesitzer in China wegen Veruntreuung der Firmenwerte verklagt, seit dem Kauf aber alle ausstehenden Gehälter bezahlt.

Das wiederum bezweifeln die Quellen des Telegraphs innerhalb der Firma. So sei im Juni noch kein Gehalt geflossen. Üblich sei der Dienstag vergangen Woche gewesen. In einem Beschwerdebrief beklagten sich die Angestellten auch darüber, dass in den Monaten zuvor Pensionszahlungen vom Gehalt abgezogen wurden, aber nicht in den Pensionsfond geflossen seinem. Die Anwälte widersprachen zumindest der verspäteten Auszahlung, die Gehälter sollten demnach erst am 30. Juni ausgezahlt werden, das sei völlig normal.

Das Constellation X soll Vertu eine Zukunft bescheren. Die Technik liefert TCL.

(Bild: Vertu)

Der Firma droht jedoch die Zeit davon zu laufen. Demnach würde demnächst die Rückzahlung von Schulden fällig. So hat etwa Microsoft noch Anspruch auf Gelder, die beim Kauf von Nokia auf die Redmonder übergingen. Dem Bericht zufolge werden auch bald 2,5 Millionen Pfund an Mietzahlungen nötig sein, schon jetzt stehe man mit 420.000 Pfund in der Kreide.

Hakan Uzan ist kein Unbekannter in Sachen finanzieller Ungereimtheiten. Er floh 2003 spektakulär aus der Türkei und tauchte in Jordanien unter, nachdem die Banken des Familienclans bankrott gingen und die Behörden Haftbefehl gegen ihn erlassen hatten. Mittlerweile agiert er über eine in Zypern ansässige Investmentfirma.

Vor wenigen Tage gab Vertu eine Kooperation mit dem chinesischen Smartphone-Hersteller TCL bekannt, der auch Blackberry- und Alcatel-Geräte herstellt. TCL liefert die Technik für die Constellation-X-Reihe, die weiterhin in England von Hand veredelt werden soll. Mindestens 8500 Euro werden für ein solches Modell fällig. Geplant sind 30.000 Einheiten, die ab Juli ausgewählte Nutzer erstehen können. Der Deal soll 40 Millionen US-Dollar wert sein. (asp)