Mail-Weiterleitung: Selbsthilfe gegen die Abschaltung bei Yahoo

Yahoo hat unter fadenscheiniger Begründung die automatische Weiterleitung von Mails zu fremden Konten abgeschaltet – nach der ersten Irritation kommt man aber leicht auf Methoden, die dagegen helfen. Welche bevorzugen Sie, lieber Leser?

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Der Internet-Dienstleister und Suchmaschinenbetreiber Yahoo reitet sich selbst immer tiefer in die Bredouille: Offenbar um die Abwanderung von Nutzern einzudämmen, die sich wegen undurchsichtiger Überwachungsmachenschaften verschaukelt fühlen, hat Yahoo nun die automatische Mail-Weiterleitung abgeschaltet. Anscheinend wollten zahlreiche User des Yahoo-Maildienstes ihren privaten Mailverkehr auf andere Konten umleiten und Yahoo letztlich den Rücken kehren.

Yahoo rechtfertigt den Schritt auf einer Hilfe-Seite mit der fadenscheinigen Begründung, dass der Dienst "in Entwicklung" sei und daher "temporär deaktiviert" ist. Dass das nicht stimmen kann, belegt der Betreiber jedoch selbst damit, dass zuvor eingerichtete Weiterleitungen weiter funktionieren; lediglich neue lassen sich nun bis auf Weiteres nicht einrichten.

Wie auch immer: Es gibt zahlreiche Methoden, den Mail-Verkehr von einem Konto auf ein anderes umzulenken; so kann man Besuche auf das in Miskredit geratene Yahoo-Portal leicht vermeiden. Einige Nutzer haben jedoch in einer Kurzschlussreaktion eine automatische Benachrichtigung auf ihrem Yahoo-Konto eingerichtet, in der Sie die Absender von Mails bitten, ein anderes Mail-Konto zu verwenden. Das ist keine gute Idee, weil man so Spam-Mail-Versendern das neue Konto auf dem Silbertablett präsentiert. Außerdem ist dabei nachteilig, dass Bots, die zum Beispiel automatische Rechnungen verschicken, solche Mails in der Regel nicht auswerten.

Eine geschickte Methode besteht darin, Sammeldienste zu benutzen. Beispielsweise bieten Google oder auch Microsofts Webmail-Dienst diese Funktion. GMail kann man in den Einstellungen unter "Konten und Import“ so einrichten, dass es Mails, die im Yahoo-Postfach eintreffen, auf das Google-Konto holt. Dazu gibt man GMail die Zugangsdaten zum Yahoo-Konto. Googlemail ruft dann die alten Mails ab und klappert das Postfach künftig turnusmäßig nach neuen Mails ab. Das gleiche Konzept kann man mit diversen anderen Web-Diensten nutzen.

Eine Antwort-Mail mit der Bitte um Verwendung eines neuen Kontos sollte man nur per Hand und nur ausgewählten Empfängern schicken -- dann natürlich vom neuen Konto aus. Das dürfte zumindest zum Teil dazu beitragen, dass Ihre Mail-Partner künftig das neue Konto anschreiben. Hundertprozentig wirkt das natürlich nicht, wenn Ihre Mail-Partner der automatischen Adressvervollständigung ihrer Mail-Programme nicht abgewöhnen, Ihren Namen mit der Yahoo-Adresse zu verknüpfen. Bitten Sie sie daher gleich auch, Ihre Mail-Adresse aus deren Adressbüchern und der Auto-Vervollständigung zu löschen.

Eine elegantere Methode besteht darin, einfach einen Mail-Client wie Thunderbird, Windows 10 Mail oder Apple Mail zu benutzen. Anleitungen zur Einrichtung gibt es zahlreich, beispielsweise hier für POP3-Zugriffe und hier für IMAP-Zugriffe, beide von Yahoo selbst. Nutzen Sie in Ihrem Mail-Client möglichst auch das Feld "Reply-to" und tragen Sie dort die Adresse Ihres neuen Mail-Kontos ein. Empfänger, die solche Mails über den Reply-Button beantworten, nutzen dann automatisch Ihre neue Mail-Adresse.

Fortgeschrittene Nutzer oder auch Administratoren setzen auf Kommandozeilen-Werkzeuge wie Fetchmail oder Getmail, um Mails abzurufen. Prinzipiell kann man damit auch Verarbeitungswege ĂĽber Spam-Filter einbauen und bestimmte Sortierungen in Mail-Ordner einrichten.

Je nach Arbeitsumgebung gibt es noch diverse weitere Verfahren -- aber welche Methode auch immer Sie verwenden: Der Umzug auf ein Mail-Konto braucht normalerweise Geduld, bis auch der letzte Mail-Partner das neue Konto kennt und verwendet. Ist der Zeitpunkt erreicht, oder ist Ihnen die auf dem Yahoo-Konto eintreffende Mail unwichtig, kĂĽndigen Sie das Konto. Zurzeit liegt das KĂĽndigungsformular fĂĽr Yahoo-Konten unter dieser Adresse.

Einen umfassenden Beitrag zum Mail-Umzug hat c't im Rahmen eines Schwerpunkts zur "Mail-Adresse fürs Leben" und zur Kontrolle über die digitale Identität veröffentlicht:

(dz)