CES

MedWand: Medizinische Sensoren für den Arztbesuch im Internet

Mit dem MedWand sollen Patienten daheim eigene Messungen durchführen und die Ergebnisse online mit einem Telemediziner besprechen.

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Medizinische Sensoren für den Arztbesuch im Internet
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Das US-Startup MedWand Solutions zeigt auf der CES sein Telemedizinmodul MedWand. Der digitale Arzthelfer ähnelt eher eine großen Computermaus als einem Zauberstab (engl. Wand). Er enthält diverse Sensoren und kann um Messadapter erweitert werden. Das 2014 von Dr. Samir Qamar gegründete Unternehmen möchte mit dem MedWand die Telemedizin revolutionieren. So will das Unternehmen Pakete für Patienten, Pflegekräfte, mobile Ärzte und sogar fürs Militär anbieten.

Telemedizin hat auch hierzulande spätestens seit Mitte 2018 an Relevanz gewonnen, nachdem der deutsche Ärztetag das Fernbehandlungsverbot gekippt hat. Demnach dürfen Ärzte Patienten nun auch behandeln, ohne dass sie vorher ein erstes persönliches Gespräch geführt haben. Sogar eine ausschließliche online-Behandlung ist demnach erlaubt, sofern sie ärztlich vertretbar ist und die erforderliche Sorgfalt gewahrt wird.

In diese Lücke will MedWand stoßen: Patienten sollen über das Internet Kontakt zu einem Arzt aufnehmen, der die per MedWand erfassten Daten auswerten kann. Das Basispaket beinhaltet ein MedWand-Starterkit mit Messgerät und Adaptern sowie eine antibakterielle Aufbewahrungsbox.

Die Anwender müssen sich eine App herunterladen (derzeit für Windows 10) und erhalten einen Link für den sicheren Zugang zu einem Telemediziner. Da der MedWand erst im Laufe des Jahres 2020 auf den US-Markt kommen soll, gibt es noch keine Liste mit potenziellen Ärzten, erklärte Dr. Qamar gegenüber heise online.

Mobiles Telemedizin-Messgerät (9 Bilder)

Auf der Unterseite des MedWand befinden sich Sensoren für die kardiologische Messungen.
(Bild: MedWand)

Große private Krankenhausbetreiber treiben den Ausbau der Telemedizin auch in Deutschland seit einiger Zeit voran. So setzt Fresenius auf Helios Dialogue, ein vom kanadischen Start-up Dialogue entwickeltes System, das bereits in Helios-Kliniken eingesetzt wurde.

Ungeklärt ist hierzulande allerdings noch die Vergütung der Telemediziner: Bislang können sie eine Fernbehandlung ohne direkten Kontakt nur bei Privatpatienten problemlos abrechnen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Honorarregeln aber angleichen. Telemedizin könnte ein lukratives Geschäft werden: In Deutschland lasse sich ein zweistelliger Milliarden-Umsatz digital bewegen, hieß es in der Branche.

Problematisch ist indes auch der Datenschutz. So gibt es immer wieder Skandale um Patientendaten, die in großen Mengen für jeden zugänglich im Internet auftauchen. Die Gesundheits-App Ada, eine Art Chat-Programm, das den Nutzer nach Symptomen befragt und auf mögliche Erkrankungen hinweist, kommunizierte dagegen eifrig mit Facebook: c't hatte aufgedeckt, dass die Ada-App massive Datenschutzmängel besitzt.

Allein durch die Internetanbindung herkömmlicher Arztpraxen können Patientendaten im Internet auftauchen, wie sich im Fall einer Celler Praxis gezeigt hatte. Offen ist deshalb die Frage, ob Patienten ihre Daten bereitwillig an große Konzerne übermitteln werden, die damit Geld verdienen wollen. Das scheint in Deutschland weniger selbstverständlich als etwa in den USA. (uk)