Merck verstärkt seinen OLED-Bereich

Das Darmstädter Unternehmen hat 700 Patentfamilien für OLEDs von Konica Minolta übernommen. Damit setzt Merck auf organische Displays als LCD-Nachfolger.

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Merck verstärkt seinen OLED-Bereich

(Bild: Merck)

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Merck übernimmt über 700 Patentfamilien der Firma Konica Minolta für OLED-Displayanwendungen. Das in Darmstadt beheimatete Unternehmen möchte damit seine Stellung als wichtiger Zulieferer von organischem Material für die Displayfertigung ausbauen. An seinem Stammsitz in Darmstadt betreibt Merck eine große Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit eigenem Reinraum-Labor für organisches Material. Durch die zusätzlichen Patente erwartet Kai Beckmann, CEO der Merck-Sparte Performance Materials, hier einen Entwicklungsschub.

Konica Minolta forscht seit vielen Jahren auf dem Gebiet der organischen Materialien. Dabei hat sich das Unternehmen vor allem auf OLED-Beleuchtung und dünne Mobilpanels spezialisiert und Rolle-zu-Rolle-Verfahren für die Herstellung flexibler Beleuchtungspanels entwickelt. 2014 baute es dafür eine Fabrik für OLED-Leuchten auf flexiblen Plastiksubtraten. Mitte 2017 schloss sich Konica Minolta in einem 50-50-Joint Venture mit Pioneer zusammen. Gemeinsam wollte man bei KMPO (Konica Minolta Pioneer OLED) organische Leuchten für den Automobilbereich entwickeln und produzieren. Pioneer brachte in das Joint Venture sein Know-how im Bereich der Auto-Elektronik ein. Nachdem eine Hongkonger Beteiligungsgesellschaft Pioneer aufgekauft hatte, wurde KMPO Mitte 2019 beerdigt. Der industrielle Bereich Konica Minoltas, in den neben der organischen Lichttechnik auch Messgeräte, optische Linsen und Druckköpfe fallen, steuerte 2018 rund 10 Prozent zum Nettoumsatz des Unternehmens bei.

Kai Beckmann, CEO von Mercks Materialsparte, möchte mit den zusätzlichen Patenten die Innovationskraft seiner Entwicklungsabteilung stärken.

Merck hat in der Vergangenheit bereits etliche Partnerschaften mit anderen OLED-Materialherstellern geschlossen, darunter mit dem amerikanischen Unternehmen Universal Display, Spezialist für OLED-Emitter. Das Darmstädter Unternehmen setzt bei seinen Entwicklungen auf das kosten- und materialsparende Aufdrucken der organischen Materialien; es hatte dazu unter anderem eine Kooperation mit Druckerspezialist Seiko Epson geschlossen. Hier könnten auch einige der OLED-Patente des Druckerherstellers Konica Minolta hineinpassen. Für Merck dürften unter anderem die Patente zu transparenten leitenden Schichten interessant sein, die man für die Herstellung flexibler Leuchtschichten benötigt.

Als einer der wenigen Hersteller kann Merck sämtliche Komponenten eines OLED-Stacks bereitstellen. Dazu gehört die Emissionsschicht (EM, Emission Layer), die Injektionsschichten für Elektronen und Löcher (EIL: Electron Injection Layer, HIL: Hole Injection Layer), die beiden Transportschichten (ETL: Electron Transport Layer, HTL: Hole Transport Layer) und die Anode aus transparentem leitenden Oxid.

Im LCD-Bereich stand Merck über viele Jahre weltweit an führender Position unter den Flüssigkristallhersteller. Inzwischen bedienen asiatische Unternehmen den größten Teil des Weltmarktes. In der Folge hat sich Merck auf spezielle LCD-Bereiche mit sehr hohen Anforderungen an den Flüssigkristall konzentriert und baut seit einiger Zeit seine Expertise beim Material für organische Displays durch eigenen Forschungskapazitäten, Kooperationen und eben den Zukauf von Patenten aus. (uk)