Mesa 17.0: OpenGL-4.5-Support für AMDs quelloffenen Linux-Treiber
Deutlich verbesserte OpenGL- und Vulkan-Grafiktreiber sind die wichtigste Neuerung von Mesa 17.0. Durch sie laufen jetzt mehr Spiele unter den quelloffenen Grafiktreibern, die Linux-Distributionen zumeist standardmäßig einrichten.
Schnellere und fähigere Grafiktreiber sind das Highlight des jetzt erhältlichen Mesa 17.0. Der darin enthalte Treiber Radeonsi, der AMDs moderne Radeon-GPUs unterstützt, meldet nun OpenGL-4.5-Unterstützung und eignet sich damit für mehr Spiele als zuvor. Auch bei den Treibern für die Grafikprozessoren von Intel und Nvidia gab es signifikante Verbesserungen. Das wird die Spiele-Tauglichkeit von Fedora, OpenSuse, Ubuntu steigern, denn diese und andere Linux-Distributionen richten Mesa samt der darin enthaltenen Grafiktreiber standardmäßig ein.
OpenGL-Support verbessert
Radeonsi ist der zweite in Mesa enthaltene Treiber, der OpenGL 4.5 vollständig implementiert und Support dafür auch standardmäßig ausweist. Der erste war der Intel-Treiber i965 des im November veröffentlichten Mesa 13.0. Dort gelang der 4.5-Support allerdings nur mit Prozessoren seit der Broadwell-Generation, zu denen Core-i-Prozessoren der 5000er-Reihe und neuer zählen. Jetzt beherrscht der Treiber OpenGL 4.5 auch bei Haswell-Prozessoren, die unter anderem in Core-i-4000er-CPUs stecken.
Der Nouveau-Treiber weist nach wie vor nur Kompatibilität zu OpenGL 4.3 aus. Dieses Niveau beherrscht der Treiber allerdings nun auch bei Maxwell-GPUs, die bei den GeForce-750-Modellen und der 900er-Reihe zum Einsatz kommen. Prinzipiell implementiert der Treiber mittlerweile auch alles, was für OpenGL-4.5-Kompatibilität nötig ist. Support für diese Version weist der Treiber aufgrund noch ausstehender Kompatibilitätstest aber nur aus, wenn man die Variable MESA_GLSL_VERSION_OVERRIDE=450
setzt; ähnlich war es bei Radeonsi in Mesa 13.0 gewesen.
Mehr 3D-Performance
Ferner bringt Mesa 17.0 eine ganze Reihe von Performance-Verbesserungen bei allen drei Treibern. Speziell der AMD-Treiber soll in einigen Spielen spürbar zulegen; dadurch soll er jetzt noch häufiger mit AMDs proprietären OpenGL-Treiber mithalten können und diese häufiger übertrumpfen.
Auch bei Anv, dem im Mesa enthaltenen Vulkan-Treiber für Intels moderne GPUs, gab es einige Performance-Verbesserungen, Funktionserweiterungen und Fehlerkorrekturen. Selbiges gilt für den seit Version 13.0 in Mesa enthaltenen Vulkan-Treiber Radv. Das verbessert bei beiden Treibern die Kompatibilität mit modernen Spielen. Von einem quelloffenen Vulkan-Treiber, den AMD selbst freigeben wollte, ist indes nach wie vor nichts zu sehen.
Noch mehr Treiber
Performance-Optimierungen gab es auch beim Mesa-Treiber VC4, der die Grafikkerne der verschiedenen Raspberry Pi unterstützt. Mit Version 17.0 stößt der 3D-Treiber Etnaviv zu Mesa. Zusammen mit den genauso genannten Treiber im Linux-Kernel unterstützt dieser die Vivante-Grafikkerne GC880, GC1000, GC2000 und GC3000, die unter anderem in ARM-SoCs wie der i.MX6-Serie von Freescale stecken. Die Freigabemail von Mesa 17.0 nennt weitere Neuerungen.
Versionsschema
Die neue Mesa-Version ist die erste, die einem neuen Versionsschema folgt: Die erste Zahl steht fortan für das Erscheinungsjahr, die zweite ist ein Zähler, der bei jedem Major Release erhöht wird; eine dritte Zahl wird kleinere Überarbeitungen kennzeichnet, die lediglich Fehlerkorrekturen und kleine, ungefährliche Verbesserungen enthalten (Minor/Bugfix Releases).
Wie schon beim alten Schema ist die neue Major-Version von Mesa anfangs nur für Entwickler gedacht. Eine überarbeitete Fassung dürfte in Ubuntu 17.04 zum Einsatz kommen. Arch Linux, aktuelle Fedora-Versionen und OpenSuse Tumbleweed dürften das neue Mesa schon vorher über die Systemaktualisierung erhalten. (thl)