Microsoft stoppt Bing-Widget nach Copyright-Klage von Getty
Die Bildagentur Getty Images hat Microsoft in einer Beschwerde vor einem New Yorker Gericht "massive" Urheberrechtsverstöße vorgeworfen. Stein des Anstoßes ist ein neues, momentan wieder abgestelltes Widget der Bing-Suchmaschine.
Getty Images, die weltweit größte Bildagentur, verlangt das sofortige Aus für das Bing Image Widget in Microsofts Suchmaschine. Der Fotodienst hat Ende vergangener Woche eine entsprechende Klage vor einem Bundesgericht in New York eingereicht, in der er den Softwareriesen "massiver" Copyright-Verletzungen mit dem neuen Fenstersystem zum Anzeigen von Online-Bildern bezichtigt und Schadenersatz in noch ungenannter Höhe fordert.
Die konkreten Verluste fĂĽr Getty sind der Klageschrift zufolge derzeit noch nicht berechenbar. Microsoft fĂĽhrte das Bing-Widget am 22. August im Beta-Stadium ein. Der IT-Konzern erlaubte es Nutzern so mit wenigen Klicks, auf ihren Webseiten digitale Online-Fotos anhand bestimmter Suchbegriffe etwa
als Collagen oder Diashow einzubinden. Das Material wurde ĂĽber Bing gefunden und zur VerfĂĽgung gestellt.
Getty wirft Microsoft vor, damit schier alle im Internet verfügbaren Bilder in eine riesige unlizenzierte "Clip-Art-Sammlung" für Webseite-Betreiber verwandelt und die Rechteinhaber nicht um Erlaubnis gefragt zu haben. Geschützte Bilder könnten so selbst zu kommerziellen Zwecken online verwendet werden. Dabei werde nicht einmal der Urheber genannt.
"Erosion" des Urheberrechts fĂĽr Bilder
Eine Microsoft-Sprecherin erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass man die Eingabe Gettys sorgfältig prüfen werde. Da der Softwareriese selbst zahlreiche Rechte an immateriellen Gütern innehabe, lege man besonderen Wert auf das Einhalten der Gesetze in diesem Bereich. Microsoft hat die Beta-Version sowie Anleitungen zu ihrem Einbau mittlerweile ohne Angabe von Gründen vom Netz genommen.
Gettys Chefjustiziar John Lapham unterstrich, dass die Firma sich bereits seit über einem Jahr in Diskussionen mit Microsoft über die "Erosion" des Urheberrechtsschutzes für Bilder im Internet befinde. Das Widget sei rasch von Nutzern weltweit aufgegriffen worden. Man biete dagegen selbst bereits den Machern unkommerzieller Webseiten eine Möglichkeit an, Bilder unter Nennung des Fotografen anzuzeigen.
Getty hat sich nach eigenen Angaben die Rechte an derzeit ĂĽber 80 Millionen Digitalbildern gesichert. Ein groĂźer Konkurrent ist seit langem die Bildvermarktungsfirma Corbis, die eine Gesellschaft von Microsoft-GrĂĽnder Bill Gates ist. Corbis produziert selbst keine aktuellen Fotodienste, sondern katalogisiert Bilder und vermittelt sie an Nutzer wie Filmemacher, Fachmagazine, Buchverlage oder Design- und WerbebĂĽros. (axk)