Mobiles Bezahlen: Aldi und Lidl akzeptieren jetzt auch Girocard kontaktlos
Obwohl Sparkassen und Volksbanken schon Millionen Girokarten mit dem NFC-Bezahlsystem "Girocard kontaktlos" ausgegeben haben, konnte man es praktisch nirgends nutzen. Jetzt springen groĂźe Discounter auf den Zug auf.
Das NFC-Bezahlsystem "Girocard kontaktlos" kommt in die Discounter: Sowohl Lidl als auch Aldi haben am Montag bekannt gegeben, den Standard künftig an ihren Ladenkassen zu unterstützen. Bei Aldi Süd und Nord läuft aktuell noch der Testbetrieb, im Laufe des März will man das System flächendeckend einführen. Bei Lidl soll es "ab sofort“ in allen 3200 Filialen verfügbar sein. Bislang war das von Volksbanken und Sparkassen getragene Girocard kontaktlos in Deutschland kaum nutzbar.
Die Kunden sollen damit schnell und einfach zahlen können, indem sie ihre Karten an ein entsprechend ausgestattetes Terminal halten. Das Geld soll dann wie üblich direkt vom Girokonto abgebucht werden. Zahlungen unter 25 Euro können ohne weitere Verifikation getätigt werden. Darüber hinaus ist die Eingabe der PIN nötig. Als zusätzlicher Sicherheitsfaktor sei für Zahlungen ohne PIN auch ein tägliches Limit von 100 Euro gesetzt, danach werde der Sicherheitscode wieder abgefragt. Gleiches gelte auch für mehrere unverifizierte Zahlungen nacheinander – nach der dritten Zahlung folge wieder eine Abfrage.
NFC-Funktion am Geldautomaten abschalten
Eine versehentliche Auslösung von Zahlungen im Vorbeigehen könne nicht passieren, versprechen die Banken. Generell könne man laut einer Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft Zahlungen auch nur an zugelassen Händlerterminals auslösen, bei denen "eine klare und nachvollziehbare Zuordnung zu einem der Bank bekannten Händlerkonto gegeben“ sei.
Allerdings lassen sich zum Beispiel mit NFC-fähigem Smartphone und entsprechender App sehr wohl Daten von der Karte auslesen, etwa die PAN (Primary Account Number), Kontonummer, Kurzbankleitzahl und Gültigkeit der Karte. Allerdings könne man damit alleine keine Zahlungen tätigen. Persönliche Daten wie Name und Adresse seien nicht frei auslesbar. Wer sich vor ungewollten Ausleseversuchen schützen will, kann etwa zu einer speziellen Karten-Schutzhülle greifen.
Bei Ausgabe der Karte ist die Funktion standardmäßig aktiv. Wer die NFC-Funktion seiner Karte abschalten will, kann das – je nach ausgegebender Bank – derzeit entweder am Geldautomaten tun oder muss sich an die Berater in der Bankfiliale wenden. Laut Sprecherin soll ab Frühjahr 2017 aber die Abschaltemöglichkeit flächendeckend an Geldautomaten verfügbar sein.
14 Millionen Karten ausgegeben
Rund 14 Millionen Kunden von Volksbanken und Sparkassen haben laut der Deutschen Kreditwirtschaft bereits Girokarten erhalten, die "Girocard kontaktlos“ unterstützen. Die Kunden konnten damit aber erstmal herzlich wenig anfangen. Denn die NFC-fähigen Terminals, die etwa bei Lidl und Aldi in den vergangenen Jahren Einzug gehalten hatten, unterstützen bislang nur die kontaktlosen Bezahlverfahren von Mastercard und Visa. NFC-Zahlungen mit Girocard kontaklos waren nur in Märkten der Edeka-Hessenring in der Region Kassel möglich – einer der Pilotregionen, in denen die Volksbanken das System noch bis Anfang vergangenen Jahres getestet hatten.
Mit dem Schritt der Discounter dürfte das System an Alltagstauglichkeit gewinnen – vorausgesetzt, das Kassenpersonal spielt mit. Noch im ersten Quartal 2017 soll auch die Tankstellenkette Esso zu den Akzeptanzstellen gehören. Volksbanken und Sparkassen wollen fleißig weiter NFC-Karten ausgeben: Bis Ende des Jahres sollen weitere 20 Millionen Kunden eine erhalten.
(axk)