Museum der Missgeschicke

Im "Allianz Zentrum für Technik" versuchen Wissenschaftler des Versicherungskonzerns, zu ermitteln, warum Technologie versagt - und wie teuer der Schaden jeweils wird.

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Versicherungen müssen wissen, warum technische Geräte kaputtgehen und wie teuer es wird, sie zu reparieren. Im "Allianz Zentrum für Technik" (AZT) des gleichnamigen Versicherungskonzerns arbeiten deshalb professionelle Zerstörer. Doch die machen auch konstruktive Vorschläge zur Verbesserung bestehender Anlagen, schreibt das Technologiemagazin Technology Review in einer Reportage.

Für eine Versicherung stellen sich in Schadensfällen eigentlich nur zwei Fragen: "Müssen wir zahlen?" und "Müssen wir die Prämien für ähnliche Anlagen erhöhen?" Bereits in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts kam jedoch die übliche Versicherungslogik an ihre Grenze. Der Maschinenpark der deutschen Industrie war wegen des Ersten Weltkrieges und der Wirtschaftskrise derart marode, dass die Risiken kaum noch kalkulierbar waren. Und was sich nicht kalkulieren lässt, lässt sich auch nicht versichern. "Die Frage war damals: Steige ich aus dem Geschäft aus oder versuche ich, die Situation zu ändern?", sagt Lutz Cleemann, Leiter des Industriebereichs des AZT.

Die Allianz beschloss, den zweiten Weg zu gehen. Als erste Maßnahme schafften die Techniker eines 1925 aufgebauten Ingenieurbüros ein Mikroskop an. Das war die Geburtsstunde der systematischen Schadensanalyse und inoffizieller Gründungsakt des AZT. Seitdem hat das Zentrum rund 40.000 Schäden untersucht. Viele von ihnen sind in den Fluren und Treppenhäusern des 70er-Jahre-Baus in Ismaning wie avantgardistische Skulpturen ausgestellt – ein Museum der Missgeschicke. Im Foyer etwa erzählt eine versengte, in Kunstharz gegossene Maus vom Prinzip "kleine Ursache – große Wirkung": Das Nagetier hatte ein Kabel an einem Trafo angeknabbert und so einen Brand verursacht, der die Versicherung 30 Millionen Euro kostete.

Die Reportage über das Allianz Zentrum für Technik bringt Technology Review online:

(bsc)