NSA-Skandal: Wikileaks und der Streit um den Quellenschutz
Julian Assange streitet sich mit Glenn Greenwald darüber, was aus den Snowden-Dokumenten veröffentlicht werden soll. Was wie ein Zoff von Egomanen aussieht, hat einen ernsten Hintergrund: Wann ist der Schutz Betroffener Zensur?
Der Twitter-Handle "Wikileaks", hinter dem Wikieleaks-Gründer Julian Assange stehen soll, hat heftige Kritik an der Veröffentlichungspraxis von Glenn Greenwald geübt. Greenwald würde ganz im Stil der US-Regierung eine Zensur durchführen. Greenwald verteidigte ebenfalls auf Twitter den journalistisch gebotenen Schutz von Unschuldigen: Lieber eine Information weniger veröffentlichen als das Leben von Menschen gefährden.
Glenn Greenwald hatte in The Intercept eine neue Geschichte basierend auf den Informationen von Edward Snowden veröffentlicht, nach der die USA die kompletten Telefoninhalte der Bahamas und alle Verbindungsdaten in weiteren drei Ländern überwacht. Ein Land blieb dabei ungenannt. Greenwald rechtfertigte dies mit dem Schutz von gefährdeten unschuldigen Personen. Eine möglicherweise gefährliche Information, die veröffentlicht ist, könne nicht einfach zurückgerufen werden, wenn sich herausstellt, dass das Leben von Unschuldigen gefährdet ist, erklärte Greenwald.
Das brachte Wikileaks-Chef Julian Assange in Rage: Er verhalte sich wie eine Bande von Rassisten konterte er mit Verweis auf die USA und kündigte an, innerhalb von 72 Stunden den Namen des Landes zu veröffentlichen. Zu diesem Zeitpunkt wird sich Glenn Greenwald, der auf Lesereise für sein neues Buch über die NSA derzeit durch Europa tourt, in Berlin befinden. In der deutschen Hauptstadt leben auch die Assange-Unterstützer Jacob Appelbaum und Sarah Harrison. Letztere hatte auf der Berliner Konferenz re:publica bereits Kritik an der Veröffentlichungspraxis von Glenn Greenwald geübt. (mho)