Neuer Ausbruch auf der Sonne löst starken Strahlungssturm aus
Ein weiterer Ausbruch auf der Sonne hat einen starken Strahlungssturm ausgelöst. Die Zahl der Protonen in der geostationären Umlaufbahn erreichte die dritte von fünf Warnstufen.
Auf der Sonne hat sich am gestrigen Sonntagnachmittag ein weiterer starker Röntgenstrahlungsausbruch ereignet, der den Wert X8.2 erreichte und damit nur ein wenig schwächer ausfiel als der vom vergangenen Mittwoch. Die verantwortliche Sonnenfleckengruppe 12673 befand sich zum Zeitpunkt des Ausbruchs am Rand der sichtbaren Sonnenscheibe. Der Ausbruch löste einen starken Strahlungssturm aus, bewirkte also einen starken Anstieg hochenergetischer Protonen in Erdnähe. Beide Effekte erreichten auf der fünfteiligen Skala des staatlichen US-Wetterdienstes NOAA die Stärke drei (R3 und S3).
Solche Strahlungsstürme haben durchaus spürbare Effekte: Zum einen sorgen sie für Störungen in Satellitensystemen, beispielsweise für starkes Rauschen in Bildaufnehmern und Fehler in Speicherbausteinen durch vermehrte Single Event Upsets (SEU) sowie für eine stark beschleunigte Alterung von Solarzellen. Protonen tragen eine Ladung und werden deswegen vom Magnetfeld der Erde abgelenkt; sie schlagen in einem Ring rund um die magnetischen Pole in der Ionosphäre ein und sorgen dort für einen extremen Anstieg der Dämpfung für Kurzwellensignale.
Störungen
Schon Protonenereignisse der Warnstufe eins machen transpolare Trassen für Kurzwellenverkehr unbrauchbar. Ab Stufe 2 tritt eine deutliche Erhöhung der kosmischen Strahlung in Reiseflughöhe bei Transpolarstrecken auf. Bei starken Strahlungsstürmen werden die Polargebiete von Flugzeugen umflogen oder auf geringerer Flughöhe durchquert, um die Strahlenexposition für Crew und Passagiere zu minimieren.
Diesmal traf das Ereignis besonders die Funkamateure, da zu diesem Zeitpunkt der Worked-All-Europe-DX-Contest lief, ein weltweiter Funkwettbewerb, bei dem nur Kontakte zwischen europäischen und außereuropäischen Funkpartnern zählen. Da das X-Klasse-Flare am frühen Abend europäischer Zeit stattfand, legte es Verbindungen von und nach Nord- und Südamerika, wo die Sonne zu diesem Zeitpunkt hoch am Himmel stand, vollkommen lahm.
Ein starker Magnetsturm, der Polarlichter hervorrufen könnte, ist bei diesem Ausbruch nicht zu erwarten. Die Position der verantwortlichen Fleckengruppe am äußersten westlichen Sonnenhorizont begünstigt zwar das Auftreten von Protonenereignissen, der Schwerpunkt der beim Ausbruch ins All geschleuderten Masse wird die Erde aber voraussichtlich deutlich verfehlen. Die aktive Fleckengruppe befindet sich nun für zwei Wochen auf der Sonnenrückseite und könnte anschließend wieder am östlichen Rand der Sonne erscheinen. Da Fleckengruppen meist recht kurzlebig sind, ist es wahrscheinlich, dass sie dann nur noch wenig Aktivität zeigt, falls sie sich bis dahin nicht sogar komplett aufgelöst hat. (uma)