Nullsoft künftig ohne Winamp-Erfinder Justin Frankel

Der Winamp-Programmierer kündigt seinen Abschied an -- anscheinend auf Grund der Auseinandersetzung mit AOL wegen der P2P-Software W.a.s.t.e.

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Von
  • Janko Röttgers

Justin Frankel will offenbar Konsequenzen aus dem Streit um die P2P-Software W.a.s.t.e. ziehen: Auf seiner privaten Website kündigte der Entwickler des MP3-Players Winamp an, seinen Arbeitgeber AOL in naher Zukunft zu verlassen.

Frankel hatte vor wenigen Tagen ein Programm auf der Website seiner ehemaligen Firma Nullsoft veröffentlicht, das den verschlüsselten Austausch von Dateien und Instant Messages ermöglicht. Nur einen Tag später wurde die Software jedoch auf Betreiben des Nullsoft-Besitzers AOL wieder entfernt. Stattdessen heißt es dort jetzt, jegliche Nutzung sowie jede weitere Verbreitung der Software seien illegal.

Ohne darauf direkt Bezug zu nehmen, erklärt Frankel nun, er könne nicht weiter hinnehmen, dass sein Arbeitgeber seine kreativen Ausdrucksmöglichkeiten kontrollieren. Wörtlich heißt es dazu: "Deswegen muss ich meinen Job kündigen. Ich weiß nicht, wann dies sein wird, aber lange werde ich es nicht mehr aushalten." Frankel erklärt außerdem, großen Respekt für seinen Arbeitgeber zu haben. Er habe jedoch erkannt, dass es Zeit sei, etwas anderes zu tun.

Justin Frankel hatte Nullsoft im Jahr 1997 gegründet, um die von ihm entwickelte MP3-Software Winamp zu vermarkten. Im Juni 1999 kaufte AOL Nullsoft für rund 100 Millionen US-Dollar. Frankel wurde damit zum gut bezahlten Angestellten des Mediengiganten -- allerdings nicht zu einem ganz einfachen: Im März 2000 veröffentlichte er die dezentrale Tausch-Software Gnutella, um Napster-Nutzern eine nicht gerichtlich zu schließende Alternative zur Verfügung zu stellen. AOL sorgte kurzerhand für die Einstellung des Projekts. Offiziell konnte Frankel sich nicht dagegen wehren, da der Nullsoft-Kaufvertrag ihn zu einer längerfristigen Zusammenarbeit mit AOL verpflichtete. Insgeheim revanchierte er sich jedoch, indem er anderen Gnutella-Entwicklern in einem IRC-Chat Informationen zu Gnutellas Protokoll gab. Solche Tipps sind dieses Mal nicht nötig: Frankel veröffentlichte W.a.s.t.e. vorsorglich gleich mit Source-Code. (Janko Röttgers) / (jk)