Ă–sterreich: Streit um Nummernportierung auch 5 Jahre nach dem Start
Mit deutlicher Verspätung startete am 16. Oktober 2004 in Österreich das Zeitalter der mobilen Rufnummernmitnahme (MNP) - und die relativ hohen Kosten haben den Erfolg des Dienstes bis heute gebremst.
Mit deutlicher Verspätung startete am 16. Oktober 2004 in Österreich das Zeitalter der mobilen Rufnummernmitnahme (MNP). Seit nunmehr fünf Jahren können also österreichische Handynutzer bei einem Anbieterwechsel ihre Rufnummer behalten. Nach europarechtlichen Vorgaben hätten diese Portierungen spätestens Mitte 2003 angeboten werden müssen. Die relativ hohen Kosten von 19 Euro haben den Erfolg des Dienstes gebremst. Der juristische Streit um die Höhe dieser Gebühr dauert bis heute an. Am gestrigen Donnerstag waren nach Angaben von T-Mobile Austria 978.354 österreichische Mobilfunk-Nummern bei einem "fremden" Anbieter registriert.
In dieser Zahl ist fast jeder Anschluss doppelt enthalten, weil Hauptrufnummer und Sprachspeichernummer getrennt gezählt werden. Bisweilen wurden auch Fax- und Datenrufnummern portiert. Insgesamt dürfte es in den vergangenen fünf Jahren rund 550.000 Portiervorgänge gegeben haben. Die jüngste Statistik der Regulierungsbehörde RTR weist zum Ende des ersten Quartals 2009 exakt 487.780 kumulierte Importe aus. Zum gleichen Stichtag waren gut elf Millionen Mobilnummern aktiv.
Die großen Netzbetreiber Mobilkom und T-Mobile hatten sich in Österreich lange erfolgreich gegen die Einführung der Nummernportierung gewehrt, gleichzeitig in einigen anderen Ländern aber dafür lobbyiert. Die kleineren Mobilfunker 3 und tele.ring (heute eine Marke von T-Mobile) versprachen sich hingegen Vorteile und setzten sich für die Nummernportierung ein. Ihr Versuch, eine zentrale Clearingstelle zu etablieren, scheiterte am Widerstand der großen Konkurrenten. Als die Einführung nicht mehr abwendbar war, verlagerte sich der Konflikt auf die Ebene der Gebühren für den Nummernexport. Das Telekommunikationsgesetz gibt keinen Wert vor, sondern verlangt nur, dass der Preis nicht "abschreckend" sein darf.
Die RTR schlug einen Tarif von maximal 12 Euro vor, was die großen Anbieter ignorierten. Mit einem Kostensatz von bis zu 105 Euro lag T-Mobile Austria an der Spitze, Mobilkom Austria und One (heute Orange) verlangten 35 Euro pro Kunde, bei tele.ring und 3 gab es die Portierung gratis. In der Folge erließ die Regulierungsbehörde eine Regelung, wonach maximal 19 Euro pro Kunde zu verrechnen seien. Mobilkom Austria will das nicht akzeptieren und ein um zehn Euro höheres Entgelt verlangen, was vergangenes Jahr zu einem neuerlichen Bescheid der RTR führte. Die Mobilkom gibt aber nicht auf: Der von der RTR maximal akzeptierte Betrag von 19 Euro werde derzeit als "befristete Aktion bis zur Entscheidung der Höchstgerichte über die Rechtmäßigkeit dieses Bescheides" in Rechnung, gestellt, heißt es seitens des Marktführers. Der Import von Rufnummern ist in Österreich bei allen Anbietern kostenfrei.
Der kleinste Netzbetreiber 3 ersetzt Neukunden die vom alten Anbieter verrechnete Portiergebühr und zieht eine positive Bilanz. Insbesondere Geschäftskunden seien an der Nummernportierung sehr interessiert. "Für diese Kunden ist ein Wechsel ohne Rufnummernmitnahme undenkbar", erklärte 3-CEO Berthold Thoma gegenüber heise online, "Im Vergleich zum Mitbewerb profitiert 3 besonders stark von der Rufnummernmitnahme. Zu uns werden wesentlich mehr Rufnummern portiert als zu anderen Betreibern wegportiert werden." Aber auch Privatkunden nutzen das Angebot. Mehr als jeder dritte neue 3-Privatkunde importiert seine bisherige Rufnummer.
Nach Angaben der Europäischen Kommission haben EU-weit 60,2 Millionen Kunden bis Oktober 2008 ihre Rufnummer übertragen. Das entspricht einem Anteil von 10,3 Prozent. In Österreich liegt dieser Wert nicht einmal halb so hoch. Durch das niedrige Preisniveau sind die absoluten Tarifunterschiede zwischen den Anbietern gering. Möglicherweise wird so mancher Verbraucher daher durch die 19 Euro Portiergebühr vom Anbieterwechsel abgeschreckt, weil sich der Wechsel damit für ihn nicht mehr rechnet. Hinzu kommt die relativ lange Wartezeit von mindestens drei Werktagen. In Irland hingegen dauert der gesamte Prozess nur zwei Stunden.
(pmz)