Online-Shopping zwingt US-Kaufhäuser in die Knie

Nach Sears muss nun Macy's die Axt an sich selbst ansetzen und mehr als hundert Filialen schließen. Ein Symptom mit Dominoeffekt.

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US-Kaufhauskrise

Hier dockten einst Sears-Einkaufswägen an.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Macy's, die umsatzstärkste Kaufhauskette der Vereinigten Staaten, steckt in der Krise, bedrängt von Online-Shops auf der einen und Diskontern auf der anderen Seite. Sie sucht nach Wegen, sich von diesen Konkurrenten abzuheben. Weil das bislang nicht ausreichend wirkt, muss Macy's drastische Maßnahmen ergreifen: Fast jede vierte Filiale wird geschlossen, in der Verwaltung fast jede zehnte Stelle gestrichen. Der Dominoeffekt ist absehbar.

Betroffen sind schlecht laufende Macy's-Filialen in siechen Einkaufszentren. Sie verlieren mit Macy's ihren wichtigsten Verbrauchermagneten. Darunter werden die übrigen Geschäfte des Einkaufszentrums leiden. Manche haben in ihren Mietverträgen eine Klausel, die ihnen niedrigere Mieten oder die Kündigung ermöglicht, wenn der größte Nachbar schließt. So werden viele Einkaufszentren selbst in Schieflage geraten und schließen müssen.

Dabei lagen die US-Einzelhandelsumsätze im Dezember laut offizieller Schätzung sechs Prozent über dem Vorjahresmonat. Doch diese Statistik trügt, enthält sie doch saftige Zuwächse von über 19 Prozent bei Händlern ohne eigene Geschäfte, also insbesondere Online-Händlern, und von mehr als elf Prozent bei Tankstellen. Kaufhäuser haben im Dezember 5,6 Prozent weniger umgesetzt, für das gesamte Jahr 2019 weist das US-Statistikamt ein ähnliches Minus von 5,5 Prozent aus.

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Dabei war schon das Ausgangsniveau der Kaufhäuser alles andere als hoch. Die insolvente Sears-Kmart-Gruppe ist von einst tausenden auf nur noch einige hundert Standorte geschrumpft (und hat in Kanada komplett die Segel gestrichen). Auch J.C. Penney betreibt nur noch eine dreistellige Zahl an Läden. Und Macy's selbst musste 2016/17 bereits hundert Filialen dichtmachen. Seither verschwanden peu à peu weitere Standorte.

Wie Macy's Dienstagabend verlautbart hat, verschwinden bis 2022 weitere zirka 125 Filialen. Das ist fast jedes vierte noch verbliebene Macy's-Kaufhaus und kostet tausende Arbeitsplätze quer durch die USA. Zusätzlich wird jede Zehnte Stelle in der Verwaltung gestrichen. Das heißt 2.000 Arbeitsplätze weniger, davon alleine 831 in der IT-Abteilung in Kalifornien. Das erstaunt, sind Online-Bestellungen von mobilen Endgeräten doch der stärkte Wachstumsbereich Macy's'.

Eingang zu einem Macy's-Kaufhaus in New York City (Archivaufnahme)

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Das bisherige Hauptquartier in Cincinnati schließt der Konzern überhaupt, auch die in San Francisco angesiedelte Zentrale des Online-Shops überlebt nicht. Ein Callcenter in Arizona ereilt das gleiche Schicksal.

"Die Firma konzentriert sich darauf, den Kundenwert aufzubauen und Personalisierung sowie Wertschöpfungsprogramme zu beschleunigen sowie das Kundenbindungsprogramm zu erweitern", teilt Macy's im besten Managersprech mit. Lieferkette und Logistik sollen reformiert werden, der Verkauf nicht mehr benötigter Immobilien Geld in die Kasse spülen.

Vom Sparkurs nicht verschont bleiben die Kunden: Sie sollen vermehrt selbst die Kassencomputer bedienen, und online bestellte Waren bitteschön in einer Filiale abholen kommen.