Phänomen Battle Royale: Wie Fortnite PUBG den Rang abgelaufen hat
Der Spielmodus "Battle Royale" begeistert Millionen. PlayerUnknown's Battlegrounds hat ihn salonfähig gemacht, andere haben ihn seitdem nachgeahmt – mit Erfolg.
Eine Karte, viele Spieler, noch mehr Chaos: Im Spielmodus "Battle Royale" geht es schlicht darum, als Einziger die Runde zu überleben. Wie er das anstellt, bleibt dabei dem Spieler überlassen. Man startet mit schrottiger Ausrüstung und arbeitet sich nach oben – indem man die Karte erkundet, andere Spieler ausschaltet, Gegenstände aufsammelt oder sich Verbündete sucht. Playerunknown's Battlegrounds (PUBG) hat diesen Spielmodus, bei dem jede Runde anders abläuft, salonfähig gemacht. Längst sind Andere auf den Erfolgszug aufgesprungen.
Die Early-Access-Version von Playerunknown's Battlegrounds ist genau vor einem Jahr erschienen, am 23. März 2017. Was folgte, ist eine riesige Erfolgsgeschichte. Nach zwei Monaten hatte "PUBG" 100.000 Spieler, im vergangenen Oktober wurde die Millionengrenze geknackt. In nur drei Monaten verkaufte sich PUBG über vier Millionen Mal, die Steam-Bestenlisten führte der Shooter reihenweise an. Und doch gibt es zum Geburtstag nicht nur gute Nachrichten für Entwickler Bluehole.
Fortnite ĂĽberholt PUBG
Aus dem Schatten von PUBG ist mit Fortnite eine buntere Alternative entsprungen: Der Shooter kommt ebenfalls mit einem Battle-Royale-Modus, die PUBG-Entwickler haben diesen sogar als Kopie bezeichnet. Umso ärgerlicher für sie: Im Februar hat Fortnite zum ersten Mal mehr Umsatz erzielt als Playerunknown's Battlegrounds, wie aktuelle Zahlen des auf Spiele fokussierten Marktforschungsunternehmens SuperData zeigen.
Auf PC und Spielekonsolen hat Fortnite im Februar demnach 126 Millionen US-Dollar eingefahren, während PUBG "nur" auf 103 Millionen US-Dollar kommt. Auch an den Zuschauer-Zahlen auf der Streaming-Plattform Twitch kann man das Tempo erkennen, in dem Fortnite PUBG gerade den Rang abläuft. In der vierten Januar-Woche interessierten sich 8,5 Millionen Twitch-Zuschauer für PUBG und 6,1 Millionen für Fortnite. Einen Monat später schauten noch 8,5 Millionen bei PUBG zu, bei Epic Games' Fortnite waren es mittlerweile 14 Millionen – die Zuschauerschaft hat sich in nur vier Wochen mehr als verdoppelt, die Beliebtheit von PUBG stagniert.
Was PUBG zu schaffen macht
Gründe für die Wachablösung an der Spitze des Massenphänomens Battle Royale sieht SuperData vor allem in der Zugänglichkeit von Fortnite. Nicht nur ist Fortnite mit seinen bunten Cartoon-Grafiken kinderfreundlicher, der Epic-Games-Titel ist außerdem grundsätzlich kostenlos. Die Entwickler verdienen ihr Geld mit Mikrotransaktionen, die unter anderem Kostüme für die Spielfiguren umfassen. PUBG hat ebenfalls Mikrotransaktionen, kostet einmalig außerdem 30 Euro – gerade für junge Spieler eine Einstiegshürde. Der durchgeknallte, farbenfrohe Grafik-Stil von Fortnite schlägt auch auf die Spielmechanik durch. Die Partien sind rasanter und actionlastiger als beim vergleichsweise seriösen PUGB. Da man weniger Zeit in eine Runde investiert, sinkt auch der Frust-Faktor.
Neben der Konkurrenz durch Fortnite will SuperData noch weitere Probleme erkannt haben, die PUBG zu schaffen machen. Die Cheater-Flut habe Entwickler Bluehole trotz drastischen Schritten immer noch nicht in den Griff bekommen. Durch den Fokus auf die Schummler-Bekämpfung habe es das Studio außerdem versäumt, ausreichend neue Inhalte für PUBG anzubieten.
Zusätzlichen Wettbewerb haben Fortnite und PUBG laut SuperData bald auch von den großen Spiele-Entwicklern zu befürchten. Konzerne wie Activision Blizzard, EA und Ubisoft könnten mit einem aufwendig produzierten Battle-Royale-Spiel den Markt aufmischen, vermuten die Marktforscher. Das müsse aber schnell passieren, bevor sich Spieler zu sehr einem Titel zugehörig fühlen. Was sie damit meinen, sieht man beispielhaft am Moba-Spielmodus, der seit Jahren von League of Legends und Dota 2 dominiert wird. Selbst große Publisher wie Blizzard (Heroes of the Storm) haben es nicht geschafft, diesen etablierten Titeln gefährlich zu werden. Es sei also trotz allem noch möglich, dass PUBG über Jahre hinweg eine große Spielerbasis behält, schlussfolgert SuperData.
Wettrennen um den Handy-Markt
Der Schlüssel dafür könnte auf dem mobilen Spielemarkt liegen, wo Millionen potenzieller Spieler warten. Bisher galten Android- und iOS-Handys vor allem als Plattform für simple Spiele in der Art von Angry Birds, Fruit Ninja oder Clash of Clans. Dieses Paradigma ändert sich langsam. Sowohl Fortnite als auch PUBG gibt es bereits als Mobilversionen. Die Entwickler mussten für die im Vergleich zu Konsolen technisch schwächeren Handys zwar Kompromisse eingehen, gerade was Grafik anbelangt. Das Spielptinzip selbst bleibt jedoch das gleiche, nur die Steuerung wird angepasst. Mit dem linken Daumen lässt man die Spielfigur laufen, die rechte Hand tippt zum Schießen auf den Bildschirm. Ein Ziel-Assistent sorgt dafür, dass man dabei sogar ab und zu den Gegner trifft.
Playerunknown's Battlegrounds: Vergleich Mobil- vs PC-Version (12 Bilder)
(Bild: Digital Foundry
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Die Handy-Version von Fortnite ist bislang nur für wenige iPhone-Besitzer verfügbar, die Mobilfassung von PUBG gab es lange nur in China, mittlerweile ist sie aber auch in Deutschland erhältlich. Auch auf dem Mobilmarkt deutet sich also ein Wettrennen zwischen PUBG und Fortnite an. Der Knallbunt-Shooter von Epic Games scheint aber auch hier den Vorteil zu haben: Im Gegensatz zu PUBG ist er plattformübergreifend spielbar, sodass Handy-Zocker mit PC-Spielern und Konsoleros in derselben Partie spielen können.
(dahe)