"Project Blue": Privates Weltraumteleskop soll erdähnlichen Exoplaneten fotografieren
Mit einem privat finanzierten Weltraumteleskop wollen Forscher nun gezielt Ausschau nach einem erdähnlichen Exoplaneten im Sternsystem Alpha Centauri halten. Die NASA hatte das Risiko für zu hoch gehalten, dass es dort keinen solchen Himmelskörper gibt.
Eine Gruppe von US-Wissenschaftlern will ein eigenes Weltraumteleskop ins All senden, um möglichst rasch das erste Foto eines erdähnlichen Exoplaneten zu machen. In Anlehnung an das weltberühmte des blassen blauen Punkts ("Pale Blue Dot") – aufgenommen von Voyager 1 aus sechs Milliarden Kilometern Entfernung – nennen die Verantwortlichen ihr Vorhaben "Project Blue". Für deutlich 25 bis 50 Millionen US-Dollar wollen sie bis 2018 ein Weltraumteleskop konstruieren, das dem ikonischen Foto der Erde das erste eines fremden wasserreichen Planeten zur Seite stellt. Ihr Satellit soll gänzlich auf dieses eine Ziel hin optimiert werden.
Ein einziges Ziel
Als Ziel für ihre Suche haben sich die Verantwortlichen das Doppelsternsystem Alpha Centauri, bestehend aus Alpha Centauri A und Alpha Centauri B ausgesucht. Es ist knapp 4,3 Lichtjahre entfernt und könne deswegen auch mit einem vergleichsweise kleinen Weltraumteleskop abgelichtet werden – schon Proxima Centauri mit seinem potenziellen Erdzwilling wäre zu weit. So soll das geplante Weltraumobservatorium lediglich mit einem Spiegeldurchmesser von 50 Zentimetern auskommen – Hubble erreicht 2,4 Meter, das geplante James-Webb-Weltraumteleskop sogar 6,5 Meter. Diesen Größennachteil soll der Satellit des Project Blue durch einen speziellen Koronografen ausgleichen, der das Licht der anvisierten Sterne ausblendet, um die Sicht auf eventuelle Exoplaneten freizugeben.
Weil mit ACESat (Alpha Centauri Exoplanet Satellite) ein ähnliches Projekt von der NASA nicht finanziert wurde, will Project Blue das ganze nun mit privaten Kapital realisieren. Wie die New York Times erklärt, hatten die ACESat-Planer ausgerechnet, dass mit etwa 15-prozentiger Wahrscheinlichkeit um keinen der beiden Sterne überhaupt ein Planet in der sogenannten habitablen Zone kreist. Das ist der Bereich, in dem auf ihrer Oberfläche flüssiges Wasser vorkommen kann, die Grundvoraussetzung für Leben wie wir es kennen. Wäre das vorgeschlagene Teleskop so konstruiert worden, dass es auch bei anderen Sternen suchen könnte, wäre es deutlich teurer geworden. Für die NASA sei ersteres zu riskant und zweites zu teuer gewesen, deswegen werde das Vorhaben nun eben privat angegangen.
Suche nach Geldgebern
Nach der Vorstellung des Projekts sollen nun erste Geldquellen gefunden werden, damit das Design des Satelliten in Angriff genommen werden könne. 2018 soll das dann fertiggestellt und ausgiebig getestet werden, damit das kleine Teleskop ein Jahr später ins All geschickt werden kann – entweder als zusätzliche Last auf einem geplanten Start oder mit einer kleineren Rakete. Von 2020 bis 2022 soll es dann ausgiebig die beiden Sterne Alpha Centauri A und B beobachten und nach möglichen Exoplaneten Ausschau halten. Sollte Project Blue fündig werden, erwarten die Verantwortlichen ein immenses Interesse daran, diesen Himmelskörper weiter zu erforschen.
Exoplaneten (19 Bilder)
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(Bild: PHL @ UPR Arecibo)
Hinter dem Konsortium, das Project Blue realisieren will, stehen mit dem BoldlyGo-Institute und Mission Centaur zwei Non-Profit-Organisationen, die sich der Weltraumforschung verschrieben haben. Beteiligt ist außerdem noch das Seti-Institut, das sich der Suche nach außerirdischem Leben widmet sowie Supriya Chakrabarti von der University of Massachusetts, der bereits an der direkten Beobachtung von Exoplaneten forscht. In diesem Bereich haben Wissenschaftler zwar bereits große Fortschritte gemacht, aber bislang nur riesige Exemplare abgelichtet, die relativ weit von ihren Sternen entfernt sind. Erdähnliche Exoplaneten in größerer Nähe werden auf solchen Aufnahmen aber bislang von ihrem Stern überstrahlt. (mho)