Quibi: Videostreamingdienst speziell fürs Handy – auch für deutsche Kunden
Am heutigen Montag ist Quibi, kurz für "quick bites", gestartet – ein Videodienst für das Streaming zwischendurch auf dem Handy.
- Nico Jurran
In den vergangenen Monaten feierten mit Apple TV+, Joyn Plus+ und Disney+ gleich drei neue Flatrate-Videodienste Premiere, die gegen einen festen monatlichen Pauschalbetrag die unbegrenzte Wiedergabe von Videos bieten. Und wer möchte, kann sich die Angebote auch auf einem Mobilgerät anschauen. Dennoch sticht der am heutigen Montag gestartete US-Dienst "Quibi" aus der Masse heraus: Er wurde speziell für den schnellen Videogenuss auf dem Handy konzipiert – beispielsweise auf der Fahrt mit der S-Bahn ins Büro oder im Wartezimmer eines Arztes.
In der Praxis bedeutet dies beispielsweise, dass komplette Spielfilme als "Movies in Chapters" in Häppchen von 7 bis 10 Minuten Länge serviert werden. Als "schnelle Bissen" (Quibi steht für "Quick Bites") gibt es daneben unter anderem Kurznachrichten, Lifestyle-Tipps, Dokumentationen und Spielshows in Episoden sowie Best-Of-Clips aus der Geschichte des Fernsehens.
Schon bei der ersten Wiedergabe fällt zudem auf, dass Quibi die Inhalte und das Menü je nach Ausrichtung des Handys anzupassen weiß. Diese sogenannnte "Turnstyle"-Technologie funktioniert recht nahtlos, doch sieht die Wiedergabe im Querformat wesentlich besser aus als im Hochformat. Eine Funktion, um die Videos auf einen Fernseher zu streamen, gibt es bislang nicht.
Auch für europäische Kunden
Zum heutigen Start gab es dabei gleich eine Überraschung: Obwohl es sich um einen US-Dienst handelt, können auch Europäer Abonnenten werden. Die zugehörige App für Android und iOS (getestet) lässt sich hierzulande problemlos aus den jeweiligen App Stores herunterladen und installieren. Über die Stores läuft auch die Abrechnung der Monatsgebühren.
Und damit wären wir beim ersten Haken für hiesige Kunden: Nach der dreimonatigen kostenlosen Probephase kostet der Dienst hierzulande 8,99 Euro pro Monat. Das entspricht der werbefreien Version, die in den USA für 7,99 US-Dollar angeboten wird. In den Staaten können Kunden allerdings alternativ auch eine verbilligte Fassung mit Werbeclips für 4,99 US-Dollar buchen, die in Deutschland nicht angeboten wird.
Die Internationalisierung schlägt sich zudem bislang nicht in den Inhalten oder deren Aufbereitung nieder: Abrufbar sind bei Quibi amerikanische Produktionen in englischer Sprache, optional mit englischen, erweiterten englischen und spanischen Untertiteln.
Was steckt dahinter?
Hinter Quibi stehen der Ex-Filmstudio-Chef Jeffrey Katzenberg, die Ex-eBay-Chefin Meg Whitman und ein Investment in Höhe von angeblich 2 Milliarden US-Dollar. Dafür wurden einige Originals mit bekannten Namen produziert, etwa der Action-Thriller "Most Dangerous Game" mit Liam Hemsworth und der Thriller "Survive" mit Sophie Turner und Corey Hawkins. Auch "Evil Dead"-Macher Sam Raimi und Comedian Will Forte sind mit von der Partie.
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Dennoch zweifeln manche US-Kritiker am Erfolg von Quibi – nicht zuletzt, weil ähnliche Angebote in der Vergangenheit bereits gescheitert sind. Echte Verwunderung löste jedoch der Umstand aus, dass der Start von Quibi trotz der aktuellen Corona-Krise nicht verschoben wurde. Schließlich lässt sich der Dienst aktuell in typischen Situationen wie S-Bahn-Fahrten schwierig nutzen, wenn niemand S-Bahn fährt. Und dass Quibi tatsächlich auf dem Weg von der Küche zum Wohnzimmer zum Einsatz kommt, ist eher unwahrscheinlich. Viele Nutzer dürften die Filme jetzt ganz einfach in einem Rutsch auf dem Sofa durchgucken.
Immerhin soll es weiter Futter geben, sodass der Dienst auch diese Phase überstehen soll. Aktuell sind 175 Serien aus den verschiedensten Genres geplant. (nij)