Raspberry Pi 4 für Retro-Spiele: Maximale Emulations-Power mit Hindernissen

Seite 3: Raspberry Pi 4 bringt massiv Spiele-Performance

Inhaltsverzeichnis

Trotz der nicht gerade idealen Voraussetzungen hatten wir nun endlich die Chance, einen Performance-Vergleich zu starten. Der Frame-Zähler zeigte jetzt konstant bessere Werte auf dem Raspi 4. Während etwa Tekken 3 auf dem Vorgänger mit maximal 76 Bildern pro Sekunde lief, erreichten wir nun 160 bis 170 fps im Spiel. Das der Raspi 4 je nach Spiel mehr als doppelt so schnell rechnen kann, deckt sich auch mit den Erkenntnissen anderer Nutzer. So berichtet etwa Reddit-User namanix von durch die Bank weg besseren Werten. Bestätigen können wir die bisher nur für einige PlayStation-Titel, weitere Tests mit anderen Emulatoren stehen bei uns noch aus.

Richtig flott geht es mit dem neue Chip durchaus zu. Tekken erreicht im Mittel mehr als die doppelte Performance als auf dem Raspi 3.

Übrigens reichte es für die volle Geschwindigkeit nicht, VSync auszuschalten. Insbesondere der PSX-Emulator zeigte die maximalen Frameraten erst mit aktivierter "Threaded Video"-Option.

So hohe Bildraten sind in der Regel zwar nicht praktikabel, weil die Spiele auf 30 oder 60 Bilder optimiert sind. Doch selbst dann spürten wir die Verbesserung, weil weniger Slowdowns nervten. Mangels optimaler Voraussetzungen haben wir uns bisher die Optimierung von Controller-Latenzen und ähnlichem erspart. Besonders interessant wäre die Möglichkeit, mit diesem Plus an Performance die Latenz weiter zu senken. Ist diese Run-Ahead-Option aktiviert, rechnet der Emulator der Bildausgabe ein paar Frames voraus, so dass Eingaben gefühlt schneller umgesetzt werden.

Weitere Benchmarks, wie auch Tests zur Run-Ahead-Berechung, werden wir uns in den nächsten Tagen anschauen.

Wie schon bei den Vorgängern gewohnt, wird der ungekühlte SoC ziemlich warm. Bereits im Idle-Betrieb kratzt er an 60 °C, bei mäßiger Last sind bald 75 bis 80 °C erreicht. Dort pendelt sich die Temperatur bei Dauerlast meistens ein, solange nur ein oder zwei Kerne voll ausgelastet sind. Doch selbst Surfen im Browser reicht, um an die Schwelle zu gelangen. Grafisch aufwendige Seiten und (eingebundene) Videos bringen den Raspi 4 ordentlich ins Schwitzen.

Steigt die Temperatur über 80 °C, blendet der Raspi ein kleines, halbgefülltes Thermometer ein und drosselt nach und nach die Leistung. Kritisch wird es, wenn das angezeigte Mini-Thermometer am Anschlag ist, doch über 85 °C kamen wir nicht – auch nicht beim Kompilieren von RetroPie. Nach stundenlangem Rechnen wird die Platine schon außerhalb eines Gehäuses mächtig warm, für aufwendige Projekte lohnt in jedem Fall weiterhin ein Kühler und unter Umständen auch ein Lüfter.

Da die Emulatoren und Spiele meist nur einen Kern nutzen, stieg die Temperatur selbst bei voller Geschwindigkeit kaum über 80 °C. Die Drosselung hielt den Anstieg in Zaum und war nicht spürbar. Allerdings nervte bei ungekühltem Chip das ständige Aufflackern der Temperaturwarnung.

Ob das angekündigte Firmware-Update in Sachen Idle-Temperaturen noch etwas bringt, bleibt abzuwarten. Wunderdinge sollte man aber gerade für Lastszenarien nicht erwarten.

Angesichts der massiven Leistungssteigerung, die die ersten Benchmarks versprechen, ist die Versuchung groß, seine Retro-Konsole auf den Raspi 4 umzuziehen. Noch stehen dem Ansinnen jedoch reichlich Probleme gegenüber, die es in stundenlanger Kleinarbeit auszubügeln gilt – Erfolg nicht garantiert. Angesichts der schnell fortschreitenden Entwicklung der diversen Retro-Projekte für den Raspberry Pi 4 ist die Bastelei zum Glück nicht nötig. In ein paar Wochen dürfte die Lage ganz anders aussehen. Solange zockt man besser weiter auf dem Raspi 3 und genießt die Vorfreude auf die neuen Möglichkeiten. (asp)