Raspberry-Pi-Kamera mit 12 Megapixeln und Objektivanschluss

Die Raspberry Pi Foundation stellt ein Kameramodul mit 12-MP-Sensor und einem Anschluss für Objektive nach dem C-/CS-Mount-Standard vor.

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Raspberry-Pi-Kamera mit 12 Megapixeln und Wechselobjektiven

Zum Kameramodul passend bietet die Raspberry Pi Foundation ein 6-mm-Weitwinkel- und ein leichtes 16-mm-Teleobjektiv an (entsprechend etwa 35 und 90 mm bei 35-mm-Digitalkameras)

(Bild: Rasperry Pi Foundation)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Michael Plura
Inhaltsverzeichnis

Die "Raspberry Pi HQ Camera" für den Einplatinencomputer soll mit 12,3-MP-Modul aber ohne ein – zwingend benötigtes – Objektiv 50 US-Dollar kosten.

Die versprochene "hohe Qualität" liefert laut Pi-Foundation ein 10,7 × 8,5 Millimeter großer IMX477-Sensor (Chipgröße 4,7 × 6,3mm) von Sony, der für Camcorder gedacht ist (vgl. technische Daten). Er soll 12,3 Megapixel verteilt auf 4056 × 3040 Bildpunkte (4K-Auflösung, Format 4:3) mit 10 Bit Farbtiefe und 60 Bildern pro Sekunde liefern. Bei 1080P schafft der IMX477 240 Bilder pro Sekunde. Das MIPI-Interface ist laut Sony für 4 Lanes je 2,1 GBit/s gut. Der IMX477 beherrscht sowohl SME-HDR (Spatially Multiplexed Exposure HDR) als auch DOL-HDR (Digital Overlap HDR) und soll dank einer rückwärtigen Belichtung besonders gut für lichtschwache Aufnahmen geeignet sein.

Das 12-MP-Kamera-Modul besitzt selbst keine Linse. Die benötigten Objektive muss man zusätzlich erwerben. Hierbei setzt die Raspberry Foundation nicht auf einen eigenen Standard, sondern hat den sogenannten CS-Mount-Anschluss integriert. Dabei handelt es sich um einen genormten Gewindeanschluss für Objektive, der schon bei Mikroskopen, Schmalfilm- und vor allem Überwachungskameras eingesetzt wird. Der Außendurchmesser des Gewindes beträgt 1 Zoll (25,4 mm), die Gewindesteigung 1/32 Zoll. Über den mitgelieferten Adapterring (eigentlich nur eine 5-mm-Verlängerung zum Ausgleich des größeren Auflagemaßes) kann man auch C-Mount-Objektive verwenden.

Die Raspberry Pi Foundation selbst bietet passend zum Modul ein 6-mm-Objektiv für 25 US-Dollar und ein 16-mm-Objektiv für 50 US-Dollar an. Die Brennweiten dürften in Bezug auf übliche Digitalkameraobjektive etwa 35 und 90 mm entsprechen (der IMX477 ist ein Sensor im 1/2.3-Inch-Format, was einer Diagonale von 7,8 mm entspricht). Im Online-Handel sind aber auch C-/CS-Objektive von asiatischen Anbietern für wenige Euro zu bekommen, während hochwertige und spezialisierte Objektive wie bei Digitalkameras mehrere hundert Euro kosten können.

Eine große Erleichterung für ambitionierte Raspberry-Fotografen dürfte das in das Kameramodul integrierte 1/4"-Stativgewinde sein. Damit lässt sich die Raspi-Kamera wie eine Spiegelreflexkamera oder ein Camcorder direkt oder über eine Schnellwechselplatte mit einem handelsüblich Stativ oder Gimbal betreiben.

Anschluss findet das Raspberry Pi HQ Kameramodul über ein 200-mm-Flachbandkabel, das mit allen Raspberry Pis funktionieren soll. Das in Raspbian enthaltene Kommandozeilen-Tool "raspistill" erkennt und unterstützt das Kameramodul. Die Raspberry Pi HQ Kamera soll mindestens bis Januar 2027 produziert werden. Sowohl das Kameramodul als auch die Objektive waren wenige Stunden nach Ankündigung in vielen Onlineshops ausverkauft.

[Update 3.5.2020 12:06] Angabe der IMX477-Chipgröße und Berichtigung Zoll/Millimeter. (se)