Seehofer will zum Datendiebstahl informieren

Der Bundesinnenminister sammelt nach eigenen Angaben momentan Informationen und will bald die Ă–ffentlichkeit zum Kenntnisstand informieren.

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  • dpa

Bundesinnenminister Horst Seehofer hat im Fall der veröffentlichten Daten von Politikern und Prominenten eine umfangreiche Information der Öffentlichkeit angekündigt. Er werde sich am morgigen Montag noch einmal mit den Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und des Bundeskriminalamtes (BKA) zusammensetzen.

Seehofer rechne damit, "spätestens Mitte der Woche ausführlich zu informieren", sagte der CSU-Politiker der Süddeutschen Zeitung. Er wolle die Bevölkerung "nur mit belastbaren Fakten und nicht mit Vermutungen" informieren. "Die Öffentlichkeit wird alles erfahren, was ich weiß", sagte Seehofer der Zeitung.

Nach eigenen Angaben weiß der Innenminister erst seit Freitagmorgen von der Veröffentlichung umfangreicher, teils sensibler Daten und Dokumente von Hunderten Politikern, Künstlern und Journalisten im Netz. "Vorher: Null", zitierte die Süddeutsche ihn. Seither habe es bereits eine ganze Serie von ihm initiierter Gespräche dazu gegeben.

Die Forderung aus anderen Parteien, er müsse sich um die Aufklärung kümmern, wies Seehofer als überflüssig zurück: "Das ist eine Selbstverständlichkeit, aber es entspricht auch meinem Amtsverständnis, erst die Erkenntnisse zu sammeln und die Verantwortlichen anzuhören."

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen sind etwa 50 von fast 1000 Fällen schwerwiegender. Nach bisherigem Stand seien 994 Personen betroffen, vor allem aktive und ehemalige Mandatsträger. Bei 940 Fällen gehe es aber lediglich um die Veröffentlichung von Kontaktdaten, hieß es am heutigen Sonntag. Etwa 50 Fälle seien schwerwiegender, weil hier größere Datenpakete wie Privatdaten, Fotos und Korrespondenz veröffentlicht wurden. Diese Fälle seien nun besonders im Fokus der Ermittlungen.

Die Ermittlungen zur Veröffentlichung der privaten Daten werden nach Angaben eines Sprechers der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt derzeit "mit Hochdruck geführt". Aus ermittlungstaktischen Gründen würden derzeit aber keine weiteren Angaben zu dem Verfahren gemacht, dass die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft zusammen mit dem Bundeskriminalamt führt, sagte ein Behördensprecher: "Wir werden die Medien informieren, sobald der Stand der Ermittlungen dies zulässt."

Mehr Infos

Bei der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft ist die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) angesiedelt. Sie dient örtlich zuständigen Staatsanwaltschaften und der Polizei als Ansprechpartner in allen Fällen der Computer- und Internetkriminalität. In Einzelfällen kann sie als Task-Force Verfahren mit Internetbezug aus allen Bereichen des Strafrechts mit besonders hohen Anforderungen an die technische Beweisführung übernehmen.

Am 4. Januar war bekannt geworden, dass Unbekannte im Laufe des Dezembers persönliche Daten und interne Dokumente Hunderter deutscher Politiker und anderer Personen des öffentlichen Lebens über einen Twitter-Account veröffentlicht hatten. Hinter virtuellen Adventskalender-Türchen führten Links zu den Informationen, die auf einem Blogspot-Account bei diversen Filehostern zu finden waren.

Nachforschungen von heise online konnten Licht in die Historie des Twitter-Kontos bringen. Der zur Veröffentlichung genutzte Account @_0rbit gehörte in der Vergangenheit dem YouTuber Yannick Kromer, auch bekannt als Dezztroyz. Irgendwann im Mai 2016 scheint Dezztroyz die Kontrolle über sein Twitter-Konto verloren zu haben; seit Oktober 2017 betreibt er stattdessen ein neues Konto, das sehr viel weniger Follower hat.

Ob die Angreifer, die damals das Twitter-Konto des YouTubers übernahmen dieselben sind, die nun die brisanten Daten veröffentlicht haben, ist ungewiss. Die Zugangsdaten könnten schließlich auch auf einem Untergrundmarktplatz den Besitzer gewechselt haben. Immerhin erklären diese Erkenntnisse, warum ein bis vor zwei Tagen wenig beachtetes Twitter-Konto 19.000 Follower anhäufen konnte. (hob)