Sichere Messenger: Hoccer gibt auf

Schon seit ein paar Tagen funktioniert nichts mehr bei Hoccer. Der Betreiber hat den Dienst eingestellt und verweist dabei auf das Coronavirus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 77 Kommentare lesen
Sichere Messenger: Hoccer gibt auf

Hoccer XO und Hoccer ĂĽber die Jahre.

(Bild: Screenshots)

Lesezeit: 2 Min.

Der in Deutschland entwickelte sichere Messengerdienst Hoccer hat den Betrieb eingestellt. Die Apps fĂĽr Android und iOS sind damit ohne Funktion. Die Homepage ist abgeschaltet, lediglich eine Abschiedsnachricht ist zu sehen. Der Betreiber fĂĽhrt darin personelle und finanzielle Konsequenzen der Coronavirus-Pandemie an, die den Weiterbetrieb des Dienstes nicht erlaubten. Unter anderem sind demnach Sponsoren abgesprungen.

Hoccer war 2009 an den Start gegangen als einer der vielen Me-too-Apps, die im Fahrwasser des erfolgreichen Whatsapp um Nutzer buhlten. Zunächst für den Datenaustausch zwischen zwei Smartphones gedacht, wurde Hoccer später ein separater Messenger namens Hoccer XO zur Seite gestellt und beide Anwendungen schließlich vereint.

Hoccer sollte eine anonyme und sichere Alternative zu anderen Messengern sein. Wie später auch Threema war der Messenger nicht an die Telefonnummer gebunden. Die Verbindungen und Chats waren verschlüsselt. Auch Datensparsamkeit hatten sich die Entwickler auf die Fahnen geschrieben. Unter die Haube schauen konnte man Hoccer allerdings nicht: die App ist nicht Open Source.

2014 investierte der Medienriese Ströer rund 50 Millionen Euro für eine Mehrheitsbeteiligung an Hoccer. 2015 konnte Hoccer bei einem Messenger-Vergleich der Stiftung Warentest den Testsieg einfahren. Doch richtig abheben wollte der Messenger nie. Wenn die meisten Kontakte bei einem der Marktführer sind und sich nicht zu einem Wechsel bewegen lassen, lässt die Begeisterung für eine alternative App schnell nach.

Schon seit zwei Jahren ist Hoccer ohnehin nur noch mit halber Kraft unterwegs. Das letzte Update der Android-App kam im September 2018, die iOS-App wurde zuletzt im Dezember 2017 aktualisiert. Seit einigen Tagen beschweren sich Nutzer über Funktionsausfälle. Jetzt wissen sie warum: Hoccer ist Geschichte. (vbr)