Sigmund Jähn ist gestorben
Der erste deutsche Raumfahrer, Sigmund Jähn, ist tot. Der als "Held der DDR" und der Sowjetunion Ausgezeichnete wurde 82 Jahre alt.
In der DDR war er ein Volksheld – für ganz Deutschland ein Vorbild. Am Samstag ist der erste deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn gestorben. Das hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Sonntagabend mitgeteilt. Der zeitlebens als bescheiden geltende Sachse wurde 82 Jahre alt.
"Ein beeindruckender Mann und ein eher leiser Held", schrieb Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag auf Twitter. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, sprach Jähns Witwe und den Angehörigen sein Mitgefühl aus: "Ein wirklicher Held und doch ein so bescheidener Mensch." "Ich bin aber kein Volksheld", hatte Sigmund Jähn immer über sich selbst gesagt, "Ich hatte einfach Glück."
Würdigungen
Kosmonaut Jähn war in der DDR ein Volksheld und genoss große Popularität. Trotz seines Ruhmes blieb er immer bescheiden und wurde deshalb besonders verehrt. Linken-Politiker Gregor Gysi bezeichnete Jähn als "sehr zurückhaltend und bescheiden". CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak nannte Jähn einen echten Pionier. Er habe Millionen junger Menschen inspiriert, über sich hinauszuwachsen und neugierig zu sein. "Ganz Deutschland trauert heute um seinen ersten Mann im All", twitterte Ziemiak.
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans würdigte Jähn als ein "Vorbild wie es wenige gibt und gab". Und Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) erinnerte sich: "Ich habe ihn als klugen und bescheidenen Sachsen kennengelernt. Wir werden sein Lebenswerk lebendig halten."
Auch Wegbegleiter Jähns aus der Raumfahrt drückten ihre Trauer aus. "Die Nachricht vom Tode Sigmund Jähns hat mich tief berührt", sagte Jan Wörner, Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA). "Wann immer wir uns getroffen haben, war es sehr persönlich, eine Freundschaft war entstanden, die nicht nur die Raumfahrt und seine unermüdliche Unterstützung der europäischen Astronauten betraf."
"Der erste Deutsche im All hat sich auch immer als Brückenbauer zwischen Ost und West im Sinne der friedlichen Nutzung des Weltraums verstanden. Seine Botschaft, für die Erde ins All, werden wir in ehrendem Gedenken bewahren und fortführen", sagte Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR.
Erster Deutscher im All
Am 26. August 1978 startete Jähn mit einer Sojus-Rakete vom Raumfahrtzentrum Baikonur in der damaligen sowjetischen Teilrepublik Kasachstan zur Raumstation Saljut 6. Gemeinsam mit dem im März verstorbenen sowjetischen Kosmonauten Waleri Bykowski war Jähn 7 Tage, 20 Stunden und 49 Minuten im Weltraum. Trotz der Bezeichnung Sojus 31 war es bereits die 50. Mission des Sojusprogramms. Erst 1983 flog Ulf Merbold aus der BRD als zweiter Deutscher ins All.
Der am 13. Februar 1937 geborene Sigmund Werner Paul Jähn war Oberstleutnant der Nationalen Volksarmee (NVA). Der gelernte Buchdrucker stammte aus der sächsischen Kleinstadt Morgenröthe-Rautenkranz. Nach der Ausbildung zum Jagdflieger bei den Luftstreitkräften der NVA wurde er von 1976 an in der Sowjetunion mit einem harten Training auf seinen Flug ins All vorbereitet.
Nach der Wende wurde Jähn zunächst arbeitslos. Später arbeitete er für das DLR und die ESA und bildete europäische Astronauten im russischen Sternenstädtchen aus. In seiner vogtländischen Heimatstadt erinnert die Deutsche Raumfahrtausstellung an die Weltraummission. Jähn war verheiratet, hatte zwei Töchter und war auch Großvater.
/ (mit Material der dpa) (ds)