Solarthermie im Abschwung

Während die Photovoltaik längst eine tragende Säule der Energieproduktion in Deutschland ist, hinkt die Sonnenwärme hinterher.

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Sonnenkollektoren schienen schon einen festen Platz auf deutschen Dächern gebucht zu haben. Als der Ölpreis 2008 auf über 140 Dollar pro Barrel kletterte, verdoppelte sich die neu installierte solarthermische Leistung auf 1400 Megawatt. Doch mit dem Aufschwung ist es vorbei, berichtet Technology Review in seiner neuen Ausgabe 10/11 (ab Donnerstag am Kiosk oder online bestellbar).

Die deutschen Solarthermie-Hersteller verdoppelten zwar 2008 ihre Umsätze auf 2 Milliarden Euro. Innerhalb weniger Monate stieg die Zahl ihrer Beschäftigten um 10.000 auf 25.000. Doch der Umsatz mit erneuerbarer Wärme sinkt seit Herbst 2008 kontinuierlich. Während neue Öl- und Gaskessel in Deutschland boomen, fiel laut Heizungsverband BDH die Nachfrage nach Wärmepumpen von 2008 bis 2010 um 20 Prozent, der Absatz von Holzkesseln und Solarthermie-Anlagen sackte im gleichen Zeitraum sogar um die Hälfte ab. Eine Trendwende ist nicht in Sicht: Im ersten Halbjahr 2011 sank der Zubau an Sonnenkollektoren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um weitere 2 Prozent.

Schuld ist – neben dem inzwischen wieder gefallenen Ölpreis –, nach Ansicht der Branche eine verfehlte Förderpolitik. "In Wahrheit hat die Bundesregierung kein Interesse an Solarthermie, weil sich in Berlin alles nur noch um das Erneuerbare-Energien-Gesetz dreht", so Werner Koldehoff, Vorstandsmitglied im Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). Das äußert sich in für die Solarthermie-Branche tödlichen Entscheidungen: Statt ihr mit zusätzlichen Kaufanreizen aus der Krise zu helfen, wurde die Förderung sogar gesenkt. Nur noch 1,7 Milliarden Euro stellte der Bund 2010 über sein Marktanreizprogramm und das CO2-Gebäudesanierungsprogramm zur Verfügung, dieses Jahr sind es nur noch 1,2 Milliarden Euro. Das ist nicht halb so viel wie 2009 und sechsmal weniger als die 7 Milliarden Euro, die 2011 – per Umlage über die Stromrechnung – in die Photovoltaik fließen werden. Dabei ließe sich im Wärmebereich am meisten CO2 einsparen: Die Hälfte des gesamten Endenergiebedarfs (der Teil der Primärenergie, der nach Abzug von Transport- und Umwandlungsverlusten beim Verbraucher ankommt) wird hierzulande zur Wärmeerzeugung eingesetzt, aber nur ein Viertel für Strom.

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(bsc)