Start-up-Konferenz hub:berlin: "250 Mbit/s für jeden Haushalt sind genug"

Mit der Vorstellung von rund 500 Start-ups auf dem hub:berlin des IT-Branchenverbandes Bitkom an einem einzigen Tag waren nicht nur die rund 2500 Besucher überfordert. Die Show wird künftig an zwei Tagen stattfinden.

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Start-up-Konferenz hub:berlin: "250 Mbit/s für jeden Haushalt sind genug"

(Bild: Bitkom)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Die hub:berlin als vollgestopfte Ein-Tages-Konferenz des Bitkom wird entschleunigt. Sie soll beim nächsten Mal zweitägig am 10. und 11. April 2019 stattfinden. Damit schielt der Bitcom auf die re:publica, die dasselbe Gelände der Station Berlin bespielt.

Während sich Pressevertreter auf der Pressekonferenz des Bitkoms über diese "allerletzte Müllkippe" beschwerten, die man "am besten in die Luft sprengen" sollte, kaperte die Berliner IT-Professorin Gesche Joost gleich das Motto der nächsten re:publica, POP. Dort steht es für "Power of People", bei der Professorin vom Design Research Lab für "Participatory, Open and Progressive Transformation of our Educational System".

Der ehemalige Microsoft-Manager Achim Berg scheint sich als Bitkom-Präsident in die Fußstapfen von Bill Gates zu begeben, als er, den Breitband-Ausbau kommentierend, befand, dass 250 Mbit/s für jeden Haushalt genug sind. Für seinen IT-Verband stellte Berg die neueste Bitkom-Studie vor. Danach wünschen sich 85 Prozent der (befragten 505) Unternehmen, dass die nächste Regierung die Digitalisierung zum Top-Thema macht. 97 Prozent fordern der Studie zufolge sogar eine neue Digital-Agenda, 92 Prozent einen Digitalminister oder eine ähnlich herausgehobene Position, die die Digitalisierung vorantreibt und eine Vision entwickeln kann.

Nach Aussage von Berg befinden sich in Deutschland 20 Millionen Menschen im "digitalen Abseits", die dringend aus diesem Ort herausgeholt werden müssen. Ganz wichtig sei es dabei, dass die Ausbildung in Deutschland sich auf "Berufe mit Zukunft" konzentriere. Die von ihm vorgestellte Befragung des Bitkoms offenbarte zudem eine kognitive Dissonanz. Während 55 Prozent der befragten Unternehmen die Blockchain-Technologie für wichtig halten, wollen nur 2 Prozent wirklich in sie investieren.

Gregor Gysi

(Bild: Bitkom)

Die Besucher des hub:berlin konnten sich auf drei Bühnen jeweils im 20-Minuten-Takt über alle Themen informieren, die in der IT-Szene derzeit eine Rolle spielen oder aber die zahlreichen Präsentationen von StartUps beim Innovator's Pitch verfolgen. Als einer der Hauptredner sorgte der Linken-Politiker Gregor Gysi für ein volles Haus. Er sollte über die Digitalisierung der Politik sprechen. In Anlehnung an die Reformation vor 500 Jahren, die zur Gegenreformation führte, bezeichnete Gysi die Regimes in Polen und Ungarn wie auch das Erstarken der AfD als eine Art Gegenreformation, mit der sich Menschen gegen eine für sie unübersichtlich gewordene Welt zur Wehr setzten.

Hier gebe die Digitalisierung eine Chance zur Aufklärung, sei aber in Form von Fake News auch ein Problem. Während früher eine Rede im Bundestag eine Sache der dort anwesenden Politiker und Journalisten gewesen sei, verbreite sie sich jetzt in Minutenschnelle unter einem interessierten Publikum, das die Rede diskutiere. "Twitter sollte nur von den Politikern benutzt werden, die die dafür nötige Reife haben", erklärte Gysi mit Blick auf den US-Präsidenten Trump. Das Twitter-Verbot im Bundestag erwähnte er nicht. (mho)