Streit um Eigentum an polnischer Auktionssite Allegro.pl

In einem Streit um das Eigentum an der polnischen Aktionswebsite Allegro.pl ermittelt die Staatsanwaltschaft Posen; QXL Ricardo sieht sich betrogen.

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In einem Streit um das Eigentum an der polnischen Auktionswebsite Allegro.pl ermittelt die Staatsanwaltschaft Posen. Neben dem niederländischen Manager der Site, Arjan Bakker, ist auch der polnische Rechtsanwalt Przemyslaw Rogowski des schweren Diebstahls angeklagt. Die Website wird von der von der britischen QXL Ricardo im Jahr 2000 in Polen gegründeten QXL Poland betrieben. Aufgrund einer Änderung der gesetzlichen Vorschriften in Polen musste Anfang 2001 das Grundkapital von QXL Poland von 4.000 auf 50.000 Zloty erhöht werden. Diese Kapitalerhöhung nutzte Bakker zur Übernahme der polnischen Firma. Alle neuen Anteile im Nennwert von 46.000 Zloty oder 92 Prozent der gesamten Anteile wurden von Rechtsanwalt Rogowski für eine NIAA SP z o.o. eingetragen.

QXL Ricardo wirft nun Arjan Bakker, dem Manager von QXL Poland, und seiner Frau vor, auf diesem Weg das Unternehmen widerrechtlich in ihr Eigentum gebracht zu haben. NIAA gehört weiteren Unternehmen, die unter der Kontrolle des Ehepaars stehen sollen. Bakker hingegen meint, die Briten hätten sich absichtlich von Allegro.pl, die damals in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt habe, getrennt. Das britische Unternehmen, das seit November 2001 mit Mark Zaleski einen CEO polnischer Abstammung aufweist, hat jedenfalls strafrechtliche Anzeigen erstattet und Zivilklagen eingereicht. Ein polnisches Gericht hat im März 2003 NIAA einstweilig untersagt, die Anteile zu veräußern oder die damit verbundenen Stimmrechte zu nutzen. Obwohl QXL Poland auch untersagt wurde, Verkäufe abseits des alltäglichen Geschäftes zu tätigen, sind laut QXL Ricardo wesentliche Werte aus dem Vermögen der polnischen Firma entfernt worden. Im Oktober 2003 wurde vom Gericht schließlich ein Interimsverwalter bestellt, der jedoch laut QXL Ricardo wenig kooperativ bei der Rückabwicklung der verbotenen Verkäufe sein soll.

Von der notwendigen Kapitalerhöhung will QXL Ricardo nichts gewusst haben. Das Unternehmen dürfte tatsächlich erst Ende 2002 auf die geänderten Eigentumsverhältnisse an der (ehemaligen) Tochter aufmerksam geworden sein. Im Oktober 2003 haben die Briten, die bis November 2003 in Deutschland ricardo.de betrieben hatten, mit Aukcje24.pl ein neues Projekt in Polen gestartet. Dabei wurden die Kunden des ehemaligen Konkurrenten Adico.pl übernommen. Den Kampf um Allegro.pl wollen sie weiterführen und zeigen sich siegesgewiss, wenngleich sie noch eine längere Laufzeit der Verfahren erwarten. Allegro.pl, deren Umsätze stark gestiegen sind, würde einen wesentlichen Teil des Wertes von QXL Ricardo ausmachen. Gemeinsam mit Aukcje24.pl hätte das Unternehmen eine sehr starke Position am polnischen Online-Versteigerungsmarkt. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)