Studie: Jeder Zweite will Daten von Gesundheits-Apps mit der Krankenkasse teilen

37 Prozent der Bundesbürger haben laut einer Umfrage zur Technikfolgen-Abschätzung bereits Apps genutzt, um Messwerte rund um ihr Wohlbefinden zu erheben.

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Studie: Jeder Zweite will Daten von Gesundheits-Apps mit der Krankenkasse teilen

(Bild: Shutterstock/BlurryMe)

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Zusammen mit der wachsenden Leistungsfähigkeit von Smartphones und anderer tragbarer vernetzter Geräte kommen immer mehr Anwendungen auf den Markt, mit denen sich Daten aus dem menschlichen Körper erfassen, verarbeiten und veranschaulichen lassen. Etwa ein Drittel der Bevölkerung hierzulande hat solche Gesundheits-Apps bereits ausprobiert, geht aus den am Freitag veröffentlichten Ergebnissen einer repräsentativen Online-Befragung des Büros für Technikfolgen-Abschätzung des Bundestags (TAB) hervor.

Die Nutzungshäufigkeiten unterscheiden sich laut der Studie aber recht deutlich und reichen von täglich bei 12 Prozent bis zu seltener als einmal pro Monat bei sechs Prozent. Jede vierte Person verwendet Gesundheits-Apps mindestens einmal pro Woche. 60 Prozent der Bundesbürger erachten einschlägige Dienste als nützlich, um die körperliche Aktivität etwa beim Sport verfolgen zu können, je 59 Prozent, um physiologische Parameter wie Herzfrequenz, Gewicht oder Blutzucker zu erfassen oder sich an die Einnahme von Medikamenten erinnern zu lassen.

Apps, die zum Selbsterkennen von Krankheiten und Krankheitssymptomen wie Hautkrebs oder Atemnot genutzt werden können, bewerteten dagegen lediglich etwa ein Drittel der Befragten als nutzenstiftend. "Hier wird offensichtlich der ärztlich-medizinischen Kompetenz bei der Diagnostik ein deutlicher Vorrang eingeräumt", folgert das TAB daraus. Zwei von drei Personen sind der Auffassung, dass einschlägige Anwendungen zu einem gesünderen Lebenswandel motivieren. 61 Prozent stimmen zu, dass auch die Fähigkeit des Einzelnen erhöht werden könnte, "im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken".

Die Teilnehmer äußern aber auch Kritik. 60 Prozent vermissen Basisdaten, sodass die Nutzer schlecht einschätzen könnten, wie fundiert und vertrauenswürdig eine App ist. 57 Prozent sehen die Persönlichkeitsrechte der Anwender verletzt, indem etwa die aufgezeichneten Informationen an Dritte weitergegeben werden. Mehr als jede zweite Person befürchtet, dass Gesundheits-Apps von Krankenkassen bestimmte Gruppen von Versorgungsbedürftigen benachteiligen. 60 Prozent sehen davon einen Druck auf die Versicherten ausgehen, gesundheitsbezogene Messwerte zu erheben.

Andererseits würden 51 beziehungsweise 50 Prozent die erhobenen Daten mit ihrer Familie oder Krankenkasse teilen. 48 Prozent erachten es als gesellschaftlich wertvoll, wenn Patiententagebücher oder Aufzeichnungen von Schrittzählern an den Arzt weitergeleitet werden. An den Arbeitgeber möchten aber nur sieben Prozent der Befragten Messwerte übermittelt wissen. 51 Prozent verneinen die Aussage, dass Gesundheits-Apps ein "leistungsorientiertes Gesundheitsverständnis" fördern, "bei dem vor allem die Beschäftigten in der Pflicht sind, Veränderungen zu bewirken".

85 Prozent der Deutschen sehen die Anbieter, Regulierer oder den Gesetzgeber am Zug: sie wünschen sich "verbindliche Standards für Qualität, Datenschutz und Datensicherheit". 83 Prozent sprechen sich dafür aus, dass "die Einhaltung datenschutzrechtlicher Anforderungen durch App-Hersteller und App-Store-Betreiber" stärker kontrolliert werden sollte. 82 Prozent drängen hier auf Selbstverpflichtungen der Anbieter. 74 Prozent fordern, dass einschlägige Dienste "ihre Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien nachweisen" müssen.

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Für die Studie befragte das TAB im April 1059 Personen aus der deutschen Wohnbevölkerung im Alter von 16 bis 74 Jahren über den Adressenpool eines Online-Panels. Die Forscher resümieren, dass trotz der vergleichsweise hohen Verbreitung der Anwendungen zur gesundheitlichen Selbstvermessung "verlässliche Nachweise einer präventiven oder gesundheitsfördernden Wirkung" nicht existierten. Dabei sei zu bedenken, "dass die Apps neben fehlendem Nutzen grundsätzlich auch ein Schadenspotenzial aufweisen können". Die "Entwicklung von qualitätsbezogenen Standards einschließlich geeigneter Prozesse für die Qualitätssicherung" durch politische Institutionen und Akteure scheine daher geboten. Die Bundesregierung will derweil Gesundheits-Apps gratis per Rezept verfügbar machen. (bme)